Regionen beklagen Ärztemangel

Regionen beklagen Ärztemangel

In der Kinderabteilung des Krankenhauses im westslowakischen Skalica versehen von ursprünglich acht Ärzten heute nur mehr drei ihren Dienst. Die Leitung der Klinik spricht dabei von einem Krisenzustand, da so der Betrieb der Abteilung nicht mehr ordnungsgemäß aufrechterhalten werden könne. Im Verlauf von zwei Monaten hätten zwei junge Ärzte gekündigt, zwei weitere mussten für Risikoschwangerschaften abgestellt werden. Deshalb befürchte man, in den nächsten Monaten den Betrieb der Kinderabteilung einstellen zu müssen, erklärt die Direktorin des Krankenhauses von Skalica, Renáta Kormánová. Ihre Klinik gewährleistet die Gesundheitsversorgung einer Region mit insgesamt rund 110.000 Einwohnern. Sollte es zu einer Schließung der Abteilung kommen, müssten Eltern mit kranken Kindern künftig ins 50 Kilometer entfernte Trnava oder gar ins 90 Kilometer entfernte Bratislava fahren. Mittlerweile sei es aber gelungen, einen neuen Arzt anzuwerben, der seinen Dienst Mitte Februar aufnehmen wird, und ein weiterer werde aus einer anderen Abteilung einspringen, so Kormánová. Für den Monat März sollte daher der Betrieb zumindest vorerst gesichert sein.

Mit dem Problem eines Ärztemangels sehen sich jedoch mehrere Krankenhäuser im Land konfrontiert. So muss man etwa im Krankenhaus von Nitra bereits seit einem halben Jahr Operationen verschieben, weil es an Anästhesisten fehlt. Jedoch rechnet man damit, diesen Missstand in den nächsten Monaten beheben zu können. Derzeit arbeiten im Krankenhaus Nitra 22 Ärzte, davon 12 Anästhesisten, von denen bis Ende März noch sechs weitere angestellt werden sollen. Selbst dann könne man jedoch bei weitem noch nicht von einem idealen Zustand sprechen, so Kamil Koleják, Direktor der 850-Betten-Klinik.

Teilweise Abhilfe schaffen soll nun ein sogenanntes "Residenzprogramm", im Rahmen dessen sich angehende Ärzte noch während ihres Praktikums verpflichten, mindestens fünf Jahre in der Slowakei in ihrer gewählten Spezialisierung tätig zu bleiben. Im Gegenzug bekommen sie vom Staat gewisse Vorteile zugesichert. Aktuell befinden sich in dem Programm 272 Ärzte, darunter 191 Allgemeinmediziner und 81 Kinderärzte, wobei es künftig auch um Spezialisten erweitert werden soll.
Der Experte des Gesundheitsministeriums für Pädiatrie, Martin Olej, zeigt sich allerdings skeptisch, was die Nachhaltigkeit des Residenzprogramms angeht. Seiner Ansicht nach könne damit die Situation zwar kurzfristig verbessert, das Problem jedoch nicht gelöst werden. Da sich die Gesundheitsversorgung auf die größeren Städte konzentriere, werde es in kleineren Regionen auch weiterhin an Ärzten mangeln. Darüber hinaus sei der Beruf des Arztes weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich attraktiv, so Olej weiter. Gäbe es vom Staat die nötige Unterstützung, könnten etwa wie auch im benachbarten Tschechien mehr Studenten an den medizinischen Fakultäten aufgenommen werden. Laut Olej müssten allerdings angefangen von der Bildung über die Entlohnung bis hin zum rascheren Abschluss der Ausbildung noch viele Bereiche verbessert werden, um das Problem des Ärztemangels zu lösen.

Quelle: Pravda

Jürgen Rendl, Foto: TASR

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