"Eine Legende der deutschen Politik ist tot", titelte am Wochenende die slowakische Presseagentur TASR und berichtete ausführlich über den Tod von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, der am Freitag im Alter von 87 Jahren in seiner Geburtsstadt Ludwigshafen verstorben war. Der CDU-Politiker war von 1982 bis 1998 Regierungschef in Deutschland. Als Kanzler der Deutschen Einheit war er gleichzeitig kein Freund der Teilung der Tschechoslowakei Anfang der 1990er Jahre. Kohl lag viel an einer guten Nachbarschaft und Zusammenarbeit. Anlässlich der Vertragsunterzeichnung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über "Gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit" sagte er 1992 in Prag:
„Alle unsere Partner und Freunde in Europa vertrauen, ja hoffen darauf, dass Deutsche, Tschechen und Slowaken in der Mitte unseres Kontinents am Ende dieses Jahrhunderts, das so viel Elend, Not und Leid gesehen hat, ein Beispiel für gute Nachbarschaft und freundschaftliches Miteinander im neuen Europa geben."
Insbesondere Helmut Kohls Verhältnis zum früheren slowakischen Ministerpräsidenten Vladimír Mečiar galt als angespannt, was auch die Beitrittsverhandlungen der neu entstandenen Slowakischen Republik zu EU und NATO belastete. Erst unter der späteren slowakischen Regierung Dzurinda kam es zu einer stärkeren Westbindung und im Jahr 2004 zur Mitgliedschaft in der NATO und in der Europäischen Union. Ein gutes Verhältnis verband Kohl mit dem slowakischen Politiker und von 1999 bis 2004 amtierenden Staatspräsidenten Rudolf Schuster.
Das slowakische Fernsehen RTVS widmete dem Tod Helmut Kohls mehrere Beiträge in den Hauptnachrichten und übertrug u. a. die Äußerungen von Bundespräsident Steinmeier und Kanzlerin Merkel. Der slowakische Präsident Andrej Kiska übermittelte an den deutschen Bundespräsidenten ein Kondolenztelegramm, in dem er schrieb:
„Die Welt verlor eine herausragende Persönlichkeit und einen Staatsmann, der auf entscheidende Weise zur Wiedervereinigung Deutschlands und Europas beigetragen hat. Der Mitbegründer der Europäischen Union und der gemeinsamen Währung ... hinterließ uns ein kostbares Erbe, das wir zu bewahren haben."
Quelle: TASR / RTVS
