100 Jahre Pittsburgher Abkommen

100 Jahre Pittsburgher Abkommen

Am 31. Mai 1918 wurde in der amerikanischen Stadt Pittsburgh der Vertrag über die Gründung eines gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken unterzeichnet. Seitdem sind 100 Jahre vergangen. Den Vertrag unterzeichneten Vertreter der Auslandsslowaken und Tschechen, konkret Vertreter der Slowakischen Liga in Amerika, der Tschechischen Nationalvereinigung und des Verbandes tschechischer Katholiken mit dem künftigen tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garyk Masaryk. Letztlich blieb der Vertrag über 20 Jahre Thema politischer und gesellschaftlicher Diskussionen.

Im Juni 1938 brachten die Vertreter der Slowakischen Liga in Amerika das Original des Dokuments in die Slowakei. Zu jener Zeit gab es starke Bemühungen, in der Slowakei die Autonomie auszurufen. Der Politiker Dr. Anton Štefánek war ein Befürworter einer gemeinsamen tschechoslowakischen Nation. Und so sprach er damals zu der slowakischen Delegation, die 1938 in die Slowakei kam: „Der Pittsburgher Vertrag konnte nichts anderes als eine vollständige Entwicklung der Slowaken, deren Kultur und ihres Lebens in jeder Hinsicht fordern. Und gleichzeitig dies im Staat und im öffentlichen Leben anzuwenden. Fakten zufolge wurde aber mehr unternommen, als in dem Vertrag steht."

Andere slowakische Politiker und ein großer Teil der Slowaken waren aber nicht dieser Meinung. Der einprägsame Text des Vertrages löste bei der Bevölkerung kontroverse Gefühle und Interpretationen aus. Dies waren die Hauptpunkte des Vertrages: „Wir verabschieden das politische Programm, das sich um einen Zusammenschluss von Tschechen und Slowaken in einem selbständigen Staat aus tschechischen und slowakischen Ländern bemüht. Die Slowakei wird eine autonome Verwaltung, einen eigenen Landtag und Gerichte haben. Die detaillierten Bestimmungen über die Staatsordnung überlässt man den befreiten Tschechen und Slowaken und ihren rechtsgültigen Vertretern."

Es wäre aber dreist zu behaupten, dass Tomáš Garyk Masaryk von Anfang an nicht geplant hätte, die Versprechen, die er den Slowaken in Amerika machte, zu erfüllen. Wie die Verhältnisse in dem neuen Staat aussehen werden, hatte aber die Nationalversammlung in der Hand. Das gesetzgebende Organ verabschiedete im Februar 1920 die neue Verfassung, die nicht mit einer Autonomie der Slowakei rechnete. Dass der Vertrag in dem gemeinsamen Staat nicht erfüllt wurde, hatte auch ernsthafte politische Gründe. In der Tschechoslowakei lebten damals mehr als drei Millionen Angehörige der deutschen Minderheit und 700.000 Ungarn. Sie waren ebenfalls nicht mit ihrer Stellung zufrieden. Der gemeinsame Staat hielt 20 Jahre. Im Herbst 1938 verabschiedete die Nationalversammlung ein Verfassungsgesetz über die Autonomie der Slowakei. Am 14. März 1939 entstand unter starkem Einfluss Nazi-Deutschlands der selbständige Slowakische Staat.

Quelle: Boris Koreň von RTVS


Naďa Vojtková, Foto: TASR

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