Entführung des Vietnamesen führt zu politischen Turbulenzen

Entführung des Vietnamesen führt zu politischen Turbulenzen

Vor etwas über einem Jahr wurde der vietnamesische Bauunternehmer Trịnh Xuan Thanh in Berlin entführt, wo er politisches Asyl beantragt hatte. Er wurde in die vietnamesische Botschaft und später außer Landes gebracht. Die Europäische Union soll er mit einem slowakischen Regierungsflugzeug verlassen haben. Die Bundesanwaltschaft spricht von einem „staatlich organisierten Kidnapping", in der Slowakei will Innenministerin Denisa Saková am Mittwoch nun 14 Zeugen ihrer Schweigepflicht entheben. Dabei geht es höchstwahrscheinlich um Polizisten, die bei der Entführung des vietnamesischen Unternehmers die Delegation aus dem Vietnam begleiteten.

Der ehemalige Innenminister Robert Kaliňák hat inzwischen einen Lügendetektortest hinter sich. Die Opposition kritisiert die Glaubhaftigkeit des Tests. Vier Fragen musste er sich stellen. Wussten Sie von der Entführung des Vietnamesen in Deutschland, als Sie sich mit dem vietnamesischen Minister getroffen haben? Haben Sie bei der Entführung mitgeholfen? Haben Sie Angestellten des Innenministeriums Anweisungen geben, bei der Entführung mitzuhelfen? Hatten Sie Informationen darüber, dass der vietnamesische Staatsbürger bewusstlos und verletzt in das Auto des Ministers gebracht wurde? Kaliňák antwortete vier Mal mit „Nein" und der Lügendetektor zweifelte diese Aussagen nicht an.

Daraufhin forderte er die Redaktion der Tageszeitung Dennik N auf, auch einen derartigen Test zu machen. Sie hatte in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen detaillierten Bericht über die Entführung veröffentlicht. Dabei wird der ehemalige Innenminister des Mitwissens beschuldigt. Kaliňák hatte ihre Informationen als Rufmordkampagne gegen seine Person bezeichnet.

„Bis heute ist die Vertrauenswürdigkeit der veröffentlichten Informationen nicht bewiesen."

Der Chefredakteur der Tageszeitung Dennik N Matúš Kostolný reagierte: „Robert Kaliňák ist nicht dazu da, um uns zu irgendetwas aufzufordern."

„Wir haben unsere Arbeit gemacht und Zeugen gebracht, die mit eigenen Augen gesehen haben, was passiert ist, während des Besuches der vietnamesischen Delegation vor über einem Jahr in Bratislava. Dann sollen doch die Zeugen einen Lügendetektortest machen. Sollen sie sie doch suchen und mit ihnen sprechen. Aber das hätte die Slowakei vor einem Jahr bereits machen sollen und ein Jahr lang ist nichts passiert."

Ľubomír Galko von der oppositionellen SaS ist der Ansicht, dass Robert Kaliňák sich lieber den Fragen der deutschen und slowakischen Ermittler hätte stellen sollen, als ein paar Fragen eines Lügendetektors.

Präsident Andrej Kiska hat sich in der Angelegenheit auch mit dem deutschen Botschafter in der Slowakei Joachim Bleicker getroffen. Kiska versicherte ihm, dass der Fall untersucht werde und die Slowakei alles dafür tue, um ein vertrauenswürdiger Partner für Deutschland zu bleiben.

Quelle: RTVS


Katrin Litschko, Foto: TASR

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