Mangel an psychiatrischer Hilfe

Mangel an psychiatrischer Hilfe

Psychischen Erkrankungen werde in der Slowakei nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, warnt die NGO Liga für geistige Gesundheit (Liga pre duševné zdravie). Die Liga verzeichnete allein im letzten Jahr über eine halbe Million Slowaken mit psychischen Problemen. Die schlimmsten Fälle enden mit einem Suizid. Im Vorjahr nahmen sich landesweit knapp über 500 Menschen das Leben.

Es gibt einen Mangel an Psychiatern, spezialisierten psychiatrischen Ambulanzen oder Einrichtungen für eine stationäre Behandlung. Auf einen Termin beim Psychiater müssen Patienten oft zwei Monate lang warten. Dabei sei es keine Ausnahme, dass ein Arzt an einem Tag 30 Patienten behandeln müsse, erklärt der Psychiater Peter Breier: „Die Zeit für die Behandlung eines Patienten ist sehr kurz. Es sind nur ein paar Minuten. Normalerweise sind wiederholte Untersuchungen notwendig, doch dafür hat der Arzt keine Zeit."

Es sei an der Zeit Systemänderungen durchzuführen, betont die Präsidentin der Slowakischen Gesellschaft für Psychiatrie, Ľubomíra Izáková. Geht es nach ihr, müsse man vor allem mehr Akzent auf die soziale Integration von Patienten mit psychischen Erkrankungen setzten. Bei Notfällen werde aber auch nur wenig Hilfe geleistet. Gegenwärtig steht den Menschen mit akuten psychischen Problemen keine rund um die Uhr betriebene Notrufnummer zur Verfügung. Ebenso düster sieht es mit Krisenzentren für Soforthilfe aus. Geht es nach dem Direktor der Liga für geistige Gesundheit, Martin Knut, gibt es zwar Ersatzlösungen, allerdings sind diese oft unzureichend: Wir betreiben nun eine Online-Soforthilfe. Es handelt  sich aber nur um eine schriftliche Kommunikation. Es ist eine notdürftige Vorkehrung, die wir uns finanziell leisten können, doch sie kann nie einen Dialog ersetzen, in dem man dem anderen Menschen zuhört."

Die Psychiater von der NGO möchten zumindest ihre Notrufnummer nach zwölf Jahren Stille wieder aktivieren. Dafür sind pro Jahr etwa 80.000 Euro notwendig. Sie sind überzeugt, dass sich darum in erster Linie der Staat kümmern sollte. Doch statt darauf zu warten, initiierten sie eine Spendensammlung, um so rasch wie möglich psychiatrische Hilfe leisten zu können.

Quelle: RTVS


Juraj Pavlovič, Foto: RyanMcGuire/Pixabay

Živé vysielanie ??:??

Práve vysielame