Erste Konferenz zu nationalen Interessen der Slowakei

Erste Konferenz zu nationalen Interessen der Slowakei

Ende vergangener Woche organisierte die Wirtschaftszeitung „Hospodárske Noviny" in Bratislava die erste Konferenz unter dem Titel „Die nationalen Interessen der Slowakei" mit wichtigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Ziel war es, die Zukunft der Slowakei zu diskutieren - und zwar mit dem Blick auf einen Generationswechsel nach nunmehr 25 Jahren der staatlichen Unabhängigkeit. Das Treffen beschäftigte sich insbesondere mit der zunehmend umstrittenen Politik des EU-Kohäsionsfonds, von dem das Wirtschaftswachstum der Slowakei bislang stark profitiert. Sowohl eine kritische Bestandsaufnahme als auch pragmatische Zukunftspläne prägten die Eröffnungsansprache von Premierminister Peter Pellegrini. Er erinnerte an die pro-westliche Ausrichtung der Slowakei sowie deren Platz innerhalb der NATO und sprach offen über Probleme:

Wir müssen uns bewusst werden, wie dynamisch sich die Gesellschaft entwickelt, aber wir agieren noch nach den Systemen und Verfahren wie schon seit Jahrzehnten und sind nicht in der Lage, neue Leitungsmethoden auch in der Führung des Staates umzusetzen. Die Slowakei kämpft mit einem ausgeprägten „Ressortismus" - das heißt, zwei Slowaken sind sozusagen in der Lage, einander zu töten, nur weil sie von zwei unterschiedlichen Ressorts sind - dabei sollten beide eigentlich ein gemeinsames Interesse verfolgen, die Slowakei!

Ein großes Problem ist die Bürokratisierung - viel zu viele Vorschriften und Verordnungen! Und wissen Sie, wie ich das immer teste? Indem ich sage, der größte Erfolg wäre, wenn wir im Jahresverlauf kein einziges Gesetz verabschiedet hätten - und dann klatschen plötzlich alle und freuen sich! Ja, der Kampf gegen die Bürokratie, die wie Terror für Bürger und Firmen ist, zählt zu den Prioritäten für einen modernen, selbstbewussten, vor allem aber freundlichen Staat, der sich nicht um Sachen kümmert, die ihn gar nicht zu interessieren haben.

In der Diskussionsrunde sprach auch Wirtschaftsminister Peter Žiga, der daran erinnerte, dass 80 Prozent des slowakischen BIP aus dem Export stammen. Die Slowakei komme als verantwortungsbewusstes Mitglied der Europäischen Union ihren Verpflichtungen nach und müsse dabei auch bereit sein, auf veränderte Situationen zu reagieren. Zum Beispiel erwartete bislang niemand einen Handelskrieg der US-Regierung mit der Europäischen Union oder die neuen Spannungen im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. Auch müsse sich laut Žiga das Bildungssystem anpassen, um der sogenannten vierten Revolution, also dem Internet der Dinge und der künstlichen Intelligenz, gewachsen zu sein.

Auf wirtschaftlicher Ebene ermöglichte ein zweites Konferenz-Panel Führungskräften großer Unternehmen in der Slowakei, über die nationalen ökonomischen Interessen zu diskutieren. Der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen Slovakia, Ralf Sacht, erläuterte dabei, dass sein Unternehmen in den 27 Jahren der Tätigkeit in der Slowakei zum größten Arbeitgeber hierzulande geworden sei. Das Unternehmen habe im vorigen Jahr fast 250 Millionen Euro Steuern gezahlt, nutze also auch dem slowakischen Staatshaushalt. Wenn VW nach Osten expandieren solle, müsse vor allem der Ausbau der Transportinfrastruktur endlich abgeschlossen werden, so Sacht. Seine Zukunftsvision in der Slowakei berücksichtige nicht mehr nur die Autoproduktion, sondern Forschung und Entwicklung. Auch er nannte - wie schon der slowakische Regierungschef zu Beginn der Konferenz - die Elektromobilität die Zukunft des Autos. Angesichts der derzeitigen Priorität der Herstellung von Verbrennungsfahrzeugen dürften also auch auf VW Slovakia einschneidende Veränderungen zukommen.

Quelle: HNonline.sk

Kay Zeisberg, Foto: TASR

Živé vysielanie ??:??

Práve vysielame