Schiffe sollen Straßen in Bratislava entlasten

Schiffe sollen Straßen in Bratislava entlasten

Jedes Jahr fahren mehr Autos auf den Straßen der slowakischen Hauptstadt und dementsprechend verschlechtert sich die dortige Verkehrslage. Der Bau der Autobahn D4 und der Schnellstraße R7 sowie der Umbau der Straße Mlynské Nivy sollen demnächst weitere Verkehrseinschränkungen mit sich bringen. So suchen die Behörden nach Möglichkeiten die Hauptverkehrsadern zu entlasten. Eine solche Möglichkeit stellt die Donau dar, denn sie fließt beinahe parallel mit der dicht befahrenen Hauptstraße, die in südöstlicher Richtung Bratislava mit der Schüttinsel verbindet. Das Verkehrsministerium hat vor, Passagierschiffe auf diesem Teil des Flusses zu betreiben, sodass rund 1.500 Menschen täglich auf der Donau in die Arbeit pendeln könnten. Dazu möchte das Ressort ein staatliches Schifffahrtsunternehmen gründen.

Verkehrsexperten warnen jedoch, dass ein staatliches Schifffahrtsunternehmen unrentabel sein würde, ähnlich wie die geplante nationale Fluggesellschaft. Einer Analyse der Wirtschaftsuniversität in Bratislava zufolge würden sich die Betriebskosten der Schifflinie zwischen der Hauptstadt und der Stadt Šamorín jährlich auf 3,5 bis 5 Millionen Euro belaufen. Der Betreiber wäre auf jeden Fall in roten Zahlen, denn das Projekt rechnet mit einem garantierten Preis für den Fahrschein, der nicht zwei Euro übersteigen sollte. Der Staat müsste in diesem Fall für jeden Passagier neun Euro zuschießen. Geht es nach Verkehrsminister Arpád Érsek, sei das Ressort jedoch trotzdem bereit, mit dem Projekt fortzufahren: „Es wurden rund 65 Millionen Euro aus den EU-Fonds für diesen Zweck bereitgestellt. Ich glaube, dass wir bereits im Herbst 2020 mit einem Testbetrieb beginnen könnten. Zuerst muss man allerdings die Schiffe bauen lassen, Parkplätze in den Häfen errichten und sämtliche nötige Infrastruktur ausbauen."

Die Einwohner der Region Bratislava wären eventuell damit einverstanden, dass der Staat den Schiffverkehr fördert, falls dieser tatsächlich die Straßen entlasten könnte. Der Direktor des Instituts für Wirtschaft und Verkehr, Rastilav Cenký, zeigt sich hierbei jedoch skeptisch und warnt, dass auf die Schiffe lediglich die jetzigen Buspassagiere umsteigen würden. Ihm zufolge sei der Ausbau einer Zugverbindung mit Šamorín eine bessere Option. Schiffe seien zwar gegenüber den Bussen eine gute Alternative, da sie Passagiere aus dem Straßenverkehr entziehen, allerdings sei ihr Betrieb wetterabhängig und somit unberechenbar.

Quelle: RTVS


Juraj Pavlovič, Foto: TASR

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