Amtseinführung der Präsidentin: Traditionsnah und kommunikativ

Amtseinführung der Präsidentin: Traditionsnah und kommunikativ

"Aká si mi krásna - wie schön du bist!" Zu der berühmten Ode auf die slowakische Heimat von Eugen Suchoň betrat Zuzana Čaputová mit ernster Miene am Samstagmittag den Festsaal der Slowakischen Philharmonie in der Reduta in Bratislava. In einer feierlichen Sitzung des Nationalrats fand hier die Amtseinführung der neuen Präsidentin statt. Parlamentsvorsitzender Andrej Danko begrüßte die Abgeordneten und Regierungsmitglieder, die anwesenden ehemaligen Präsidenten, die Familienmitglieder der neuen Präsidentin, die Medienvertreter und Diplomaten - darunter auch die Botschafterinnen und Botschafter aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Ivan Fiačan, nahm die Vereidigung vor, für die eigens das Original der Verfassung von 1992 mitgebracht wurde. In ihrer Antrittsrede betonte Čaputová, sie sei nicht gekommen, um zu herrschen, sondern um allen Bürgern zu dienen. Wut und Aggressivität bringen die Gesellschaft nicht weiter, so die 45-jährige Rechtsanwältin und Umweltaktivistin.

Nach der Zeremonie nahm sie eine kurze militärische Ehrenparade ab und begrüßte in der sonnig-heißen Altstadt von Bratislava tausende Menschen mit Winken, Händeschütteln und Umarmungen. Hier wirkte sie nun auch entspannt und lächelte. Auf ihrem Weg zum ökumenischen Gottesdienst aller in der Slowakei offiziell registrierten Religionsgemeinschaften im Martinsdom gab sie gegenüber dem öffentlich-rechtlichen RTVS ihr erstes offizielles Fernsehinterview. Darin sagte sie über ihre Auffassung von Patriotismus:
„Ich glaube, die Menschen spüren, dass unser Land nicht immer gerecht und fair funktioniert. Aber es geht genauso um den Umweltschutz, und zwar nicht nur global. Und auch um Soziales, bei dem wir den Menschen gegenüber einige Schulden, gewisse Defizite haben. Ich bin mir der begrenzten Befugnisse des Präsidenten bewusst, aber ich werde mein Bestes geben."

Auf die Frage nach der Polarisierung der Gesellschaft meinte Zuzana Čaputová:
„Es ist eine große Herausforderung, auch diejenigen anzusprechen, die mich nicht gewählt haben und die meine Ansichten nicht teilen. Das Einzige, was ich machen kann, ist für sie da zu sein. Kann sein, es gelingt nicht, dieses Vertrauen aufzubauen, aber dennoch werde ich ehrlich und geduldig arbeiten, sodass sie mit der Zeit vielleicht doch merken, dass ich es gut meine mit diesem Land und allen Menschen hier."

Auf dem Programm des festlichen Tages stand unter anderem auch eine Kranzniederlegung am Tor der Freiheit, einem Denkmal für die Opfer des Eisernen Vorhangs im Stadtteil Devín. Nach der symbolischen Übergabe des Amtssitzes im Grassalkovich-Palais durch Amtsvorgänger Andrej Kiska waren Senioren zum Essen mit der Präsidentin eingeladen, da sie sich besonders für Chancengleichheit und ein Altern in Würde engagieren möchte. Am Abend fand noch ein Galaempfang statt. Trotz der Anforderungen des traditionellen Protokolls bemühte sich Čaputová mit ihrem Stab um eine moderne Offenheit in der Kommunikation. Die erste Auslandsreise wird die Präsidentin noch diese Woche in die benachbarte, befreundete Tschechische Republik führen.

Quelle: RTVS

Kay Zeisberg, Foto: TASR

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