Die Slowakei lauscht „Gorilla“

Die Slowakei lauscht „Gorilla“

Es ist eine Tonaufnahme, die für Aufsehen sorgt. Auf knapp 39 Stunden sind unter anderem Stimmen zu hören, die wahrscheinlich den slowakischen Politikern sowie dem Chef einer Finanzgruppe gehören.

Die Aufnahme bekamen mehrere Redaktionen, das Radio und Fernsehen der Slowakei (RTVS) mit eingeschlossen. Sie erinnert an die „Akte Gorilla", die bereits 2011 im Internet veröffentlicht wurde. Man ging davon aus, es handle sich dabei um eine Abschrift der Abhörprotokolle des Slowakischen Geheimdienstes SIS, die 2005 und 2006 in einer Wohnung in Bratislava gemacht wurden. Die Akte beschreibt die Treffen des Chefs der Investitionsgruppe Penta Jaroslav Haščák mit Politikern. Sie sprechen über Privatisierungen, Korruption, Parteifinanzierung.

Ein Jahr nachdem die Akte ans Licht gekommen war, entschied das Verfassungsgericht: Die Aufnahmen des Geheimdienstes sind illegal und müssen vernichtet werden. Der Ermittler der Causa Gorilla Lukáš Kyselica sagt dazu:

„Es wurde eine positive Identifizierung festgestellt, die untersuchten Stimmen gehören also höchstwahrscheinlich den überprüften Personen."

Die Tonaufnahme Gorilla wurde im Oktober des Vorjahres zu Hause bei dem Unternehmer Marián Kočner gefunden, der beschuldigt wird, den Mord an dem Journalisten Ján Kuciak und seiner Lebensgefährtin Martina Kušnírová in Auftrag gegeben zu haben. Die Echtheit dieser Tonaufnahme war bestätigt worden, die der Datei, die nun an die Redaktionen geschickt wurde, noch nicht. Die Passagen, die die RTVS-Redakteure mit der Akte Gorilla aus dem Jahre 2011 verglichen, stimmen überein.

Ein häufiger Besucher der abgehörten Wohnung war laut der Aufnahme der damalige Wirtschaftsminister im Kabinett von Mikuláš Dzurinda. Die Stimme, die der von Jirko Malchárek ähnlich ist, spricht über millionenschwere Provisionen während der Privatisierungen. Der ehemalige Politiker meinte gegenüber RTVS, er habe die Aufnahme nicht gehört. Etwa in der 30. Stunde sind Stimmen zu hören, die an den Chef der Partei SMER-SD Robert Fico und den Miteigentümer der Investitionsgruppe Penta Jaroslav Haščák erinnern. Sie unterhalten sich zum Beispiel auch über das Gesundheitswesen. Robert Fico soll Cola getrunken haben. Der Vorsitzende der Regierungspartei erklärte dazu auf einer Pressekonferenz:

„Ob ich irgendwo Cola getrunken habe oder nicht, ist nicht wesentlich! Wenn wahr ist, was in der Transkription erschienen ist und wenn es vielleicht tatsächlich eine Tonaufnahme gibt, stellt mich nichts davon in die Position eines unethischen, gottbehüte, illegalen Verhaltens."

Penta stellt die Aufnahme in Frage und hat rechtliche Schritte eingeleitet. Ihr Sprecher Martin Danko teilte mit: Jegliche Aufnahmen dieser Art, ohne Rücksicht auf ihre Herkunft, seien gesetzwidriges Material und dürften weder veröffentlicht noch verwendet werden. Wie er weiter bemerkte, trage die Weise, auf die man die Tonaufnahmen den Medien angeblich zugänglich gemacht haben soll, offenbare Merkmale einer Straftätigkeit.

Die Polizisten, die in der Causa Gorilla ermitteln, verwiesen die RTVS-Redakteure an die Sonderstaatsanwaltschaft. Diese erklärte, man kenne den Inhalt der Tonaufnahme nicht. Deshalb könne man sich dazu nicht äußern.

Doch die Politiker reagieren - sowohl die regierenden als auch die oppositionellen. Auch Staatspräsidentin Zuzana Čaputová meldete sich zu Wort. Ihr zufolge sei die Slowakei wieder einmal Zeuge einer Situation, in der ernste Skandale erst dann ermittelt würden, nachdem die Medien gewichtige Informationen veröffentlicht hätten und ein starker öffentlicher Druck entstanden sei. In den nächsten Tagen möchte sie sich mit der Innenministerin, dem Polizeipräsidenten und der Leitung der Generalstaatsanwaltschaft treffen.

Quelle: RTVS

Marika Antašová, Foto: Flickr/raymondclarkeimages

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