Regenbogen-Pride online und mit Eltern im Fokus

Regenbogen-Pride online und mit Eltern im Fokus

Statt einer Regenbogen-Parade mit tausenden Menschen in den Straßen Bratislavas, verläuft das Festival „Dúhový Pride" dieses Jahr online. Die Organisatoren haben den Juli zum „Regenbogen-Monat" erklärt, der am Samstag (24.7.) mit einer Online-Pride gipfelte. Dabei gab es ein vielfältiges Kulturprogramm, Ansprachen von und Diskussionen mit PolitikerInnen, wie auch einen ökumenischen Gottesdienst für Gläubige aus der LGBT-Gemeinschaft. Im Fokus standen dieses Jahr auch die Eltern von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen. Der Sprecher der Regenbogen Pride Bratislava, Martin Macko:

„Wir wählen jedes Jahr ein konkretes Thema. Dieses Jahr sind es die Eltern von LGBT-Menschen. Außerdem wollen wir Transgender-Menschen sichtbarer machen."

Unter „Transgender" versteht man Personen, deren Geschlechtsidentität nicht oder nicht vollständig mit dem nach der Geburt anhand der äußeren Merkmale eingetragenen Geschlecht übereinstimmt, oder die eine binäre Zuordnung ablehnen. Unter ihnen war auch der 19-jährige Gabriel, dessen Wunsch, ein Mann zu werden, unerfüllt blieb. Dies führte dazu, dass er sich vor drei Jahren das Leben nahm. Gabriels Vater, Waldemar:

„Gabriel war von klein auf eher wie ein Junge als ein Mädchen. Er wurde als Mädchen geboren, ursprünglich hieß er Barborka. Als er älter wurde, merkte man an ihm mehr und mehr eine gewisse Unruhe. Später wurden wir zunehmend mit den Mängeln unseres Systems konfrontiert, die auch in großem Maße dafür verantwortlich sind, dass Gabriel es letztlich nicht schaffte."

Martin Macko:

„In diesem Jahr entstanden verschiedene Initiativen, von denen eine die Eltern von LGBT-Menschen bildeten. Sie reagierten vor allem auf die Vorschläge von Abgeordneten, die Rechte dieser Menschen einzuschränken und das Recht auf Geschlechtsumwandlung völlig abzuschaffen."

Mit einem gemeinsamen Statement erklärte auch eine Vielzahl diplomatischer Vertretungen in Bratislava und in Wien ihre Unterstützung der Regenbogen-Pride. Darunter sind auch die hiesigen Botschaften der Schweiz, Deutschlands und Österreichs, wohingegen etwa jene Ungarns und Russlands auf der Liste der Unterstützer fehlen. Im Statement heißt es: „Inklusion, Menschenwürde und Gleichberechtigung sind grundlegende Werte, bei denen wir keine Kompromisse machen dürfen. (...) Alle verdienen ein sicheres Umfeld, frei von Furcht, Gewalt und Belästigung. Niemandem sollte sein wahres Potenzial auf Grundlage dessen verwehrt werden, wer sie sind oder wen sie lieben."

Ihre Unterstützung der Pride erklärten auch Präsidentin Zuzana Čaputová und Bratislavas Oberbürgermeister Matúš Vallo. Das Staatsoberhaupt beteiligte sich am Samstag auch an einer öffentlichen Diskussion mit den Eltern von LGBT-Personen. Wie es am Samstag aus dem Nationalrat hieß, arbeiteten Abgeordnete der Koalitionspartei OĽANO gerade an einer Resolution, mit der sie sich für Toleranz, Freiheit und Gleichberechtigung vor dem Gesetz aussprechen wollten. Damit würde auch Menschen wie Gabriel posthum Gerechtigkeit widerfahren.

„Die Regenbogen-Pride ist überall auf der Welt, also in den höher entwickelten Ländern, eine Feier und ein Karneval. Bei uns ist sie allerdings immer noch eine Aktion, die für Menschenrechte kämpft. Wenn die Pride auch bei uns einmal zum Karneval wird, dann ist Gabriel nicht umsonst gestorben."

Quelle: RTVS

Jürgen Rendl, foto: tasr

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