Jeder achte Einwohner der Slowakei lebt unter der Armutsgrenze. Dies geht aus den Angaben des Statistischen Amtes für das Jahr 2021 hervor. Das Armutsrisiko wuchs im letzten Jahr in allen Regionen der Slowakei und die Aussichten sind nur wenig optimistisch, denn im April betrug die Inflation beinahe 12 Prozent, wobei die Gehälter wesentlich langsamer steigen.
Von den knapp 5,5 Millionen Einwohnern müssen 660.000 mit einem monatlichen Einkommen von unter 424 Euro zurechtkommen. Gerade bei diesem Wert liegt in der Slowakei die Armutsgrenze. Im Vergleich zum Vorjahr sind 45.000 mehr Menschen von Armut bedroht. Nicht alle können sich dabei auf Hilfe seitens des Staates verlassen, sagt Soziologin Zuzana Kusá: „Unser Sozialhilfesystem wird erst bei einem deutlich niedrigeren Einkommen aktiviert als jenem, bei dem die Armutsgrenze liegt.“ Der Anspruch auf verschiedene Formen der Sozialhilfe bezieht sich auf das Existenzminimum, das gegenwärtig in der Slowakei bei 218 Euro liegt. Wirtschaftsexperten warnen, dass viele arme Menschen keinen Zugang zu Hilfsleistungen haben, und fordern die Regierung zu einer Sozialhilfereform auf. Ähnlicher Meinung ist auch die Staatspräsidentin Zuzana Čaputová. Laut ihr sollte man Maßnahmen, die die Auswirkungen der Inflation auf die Bevölkerung mildern würden, so früh wie möglich einführen: „Mehrere Bevölkerungsgruppen, darunter auch solche, die es sehr wohl benötigen, sind gegenwärtig von der Hilfe ausgeschlossen. Dies muss sich bessern, damit die Hilfe dorthin gelangt, wo sie am meisten gebraucht wird.“
Am meisten von Armut gefährdet sind Familien mit drei und mehr Kindern, Familien mit nur einem Elternteil oder alleinlebende Senioren. Eine besonders gefährdete Gruppe sind auch die Arbeitslosen. Den Angaben des Statistischen Amtes zufolge war die Armut im letzten Jahr zum ersten Mal in allen Regionen der Slowakei gestiegen. Am deutlichsten jedoch im Osten des Landes, in der Region Prešov. Am wenigsten betroffen zeigen sich bisher die westlichen Regionen Bratislava, Trenčín und Nitra.
Quelle: RTVS
