Drohender Kollaps in slowakischen Krankenhäusern

Drohender Kollaps in slowakischen Krankenhäusern

Aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit dem Zustand des slowakischen Gesundheitswesens haben in der Slowakei bislang rund 2 000 Ärzte ihre Kündigung eingereicht. Sollte das Gesundheitsministerium bis zum Ablauf ihrer Kündigungsfrist keine Einigung erzielen, könnte dies zum Kollaps der Krankenhäuser und deren Schließung führen. Auch deshalb traf sich gestern (3.10.) Gesundheitsminister Vladimír Lengvarský (nominiert von OĽANO) mit den Leitern der staatlichen Krankenhäuser. Was die Gespräche mit den Ärztegewerkschaften angeht, hält Lengvarský eine Situation, in der man keine Einigung erzielt, als äußerste Möglichkeit : „Bislang arbeiten wir mit dem Gedanken, den wir auch in der Einstellung der Gewerkschaftsfunktionäre sehen, dass Bereitschaft zu einer Einigung besteht.“

Eine Arbeitspflicht für Ärzte schließt er dabei aus. Um eine baldige Lösung zu finden, wolle er den Dialog weiter intensivieren und trifft sich aus diesem Grund auch heute (4.10.) mit Vertretern der Ärztegewerkschaften. Die Anzahl der Kündigungen ändere sich ständig, in einigen Krankenhäusern habe es noch gar keine gegeben.

Der Leiter des Universitätskrankenhauses Bratislava Alexander Mayer erklärte, dass die aktuelle Situation kein Zeichen für eine Unzufriedenheit mit der Krankenhausleitung, sondern mit dem System sei. Diese sei aber auch nicht erst in der letzten Woche oder im letzten Jahr entstanden und könne daher auch nicht im Handumdrehen behoben werden. Wichtig sei jetzt vor allem eine sehr offene Kommunikation. Auch die Leiterin des Fakultätsklinikums in Banská Bystrica Miriam Lapuníková hält die Forderungen der Gewerkschafter für legitim. Daher müsse man sich umgehend an den Verhandlungstisch setzen und sich pragmatisch mit allen Forderungen der Ärzte sowie ihrer Umsetzung befassen. Nach Aussage des Leiters der Universitätsklinik Košice Ľuboslav Beňa funktioniere die medizinische Versorgung bislang noch unverändert. In den nächsten zwei Monaten müsse man aber sehr konstruktiv über die Dinge sprechen, die vom Ärztegewerkschaftsverband vorgetragen wurden.

Der Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Sozialreformen (INEKO) Dušan Zachar erklärte, dass die drückende Mehrheit der protestierenden Ärzte ihre Patienten wie auch die slowakischen Krankenhäuser nicht dauerhaft verlassen will. Sollte aber bis Anfang Dezember keine Einigung erzielt werden und die Ärzte ihre Kündigungen infolgedessen nicht zurückziehen, seien große Komplikationen zu erwarten. Eine ähnliche Situation hatte es in der Slowakei bereits 2011 gegeben, als die Ärzte mit Massenkündigungen ihre Lohnforderungen durchsetzten und in den Krankenhäusern der Notstand ausgerufen werden musste.

Quelle: TASR

Kerstin Plaschke-Jakubik, Foto: TASR

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