Neue Beweise im Fall der Entführung eines Vietnamesen via Bratislava aufgetaucht

Neue Beweise im Fall der Entführung eines Vietnamesen via Bratislava aufgetaucht

Die Nationale Kriminalagentur der Slowakei (NAKA) hat aktuell im Fall der Entführung eines Vietnamesen im Jahr 2017 ein Strafverfahren wegen Korruptionsverdachts eingeleitet. Darüber informierte der slowakische Polizeipräsident Štefan Hamran am Mittwoch (30.11.) im parlamentarischen Verteidigungs- und Sicherheitsausschuss. Die Entführung des vietnamesischen Geschäftsmanns und kommunistischen Parteifunktionärs Trinh Xuan Thanh von Berlin nach Vietnam soll im Juli 2017 geschehen sein. Der vietnamesische Staatsbürger befand sich in Deutschland in einem Asylverfahren, war also von den deutschen Behörden offiziell geschützt, wurde aber dennoch dann, offenbar ganz unbemerkt, durch halb Deutschland gefahren und schließlich in die Slowakei verbracht, bevor er nach Vietnam ausgeflogen wurde. Konkrete Daten seien laut einem Ermittler auf der Website des Ministers ausführlich dokumentiert, das Treffen am 26. Juli 2017 mit dem damaligen Innenminister Robert Kaliňák (Smer-SD) im Bôrik-Hotel jedoch nicht, berichtete der RTVS-Korrespondent Tibor Macák am Mittwoch (30.11.) aus Berlin. Die Polizei erhielt demnach auch Beweise dafür, dass sich der in Deutschland angeklagte Vietnamese Anh Tu Le in Bratislava im Fahrzeug der Entführer befand.

Marina Mai, Investigativjournalistin der Tageszeitung TAZ erläutert: „Wir haben einen Polizeibeamten gehört, der hatte bereits 2017 in dem Entführungsfahrzeug DNA-Proben festgestellt – mehr als 10 Hautpartikel. Jetzt konnten diese DNA-Proben verglichen werden mit der DNA des Angeklagten und es stellte sich heraus, dass sämtliche zu dem Angeklagten gehörten.“

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Nun sagte der Chef der deutschen Ermittler, der den Fall auch in Bratislava verfolgte, in Berlin aus. Er behauptet, dass alle der Polizei vorliegenden GPS-Daten bestätigten, dass sich die Fahrzeuge der Entführer zum Zeitpunkt des Treffens der Innenminister in der Nähe des Regierungshotels Bôrik in Bratislava befunden hätten und dass einem der Passkontrollbeamten das Reisedokument einer Person aufgefallen sei, das keine Aufzeichnungen über die Einreise in den Schengen-Raum enthalten habe. Die slowakischen Behörden gewährten dieser Person eine Ausnahmegenehmigung. Das mutmaßliche Mitglied des Entführungskommandos weigert sich weiterhin, hierzu vor dem deutschen Gericht auszusagen. Zeugen liefern jedoch immer mehr Beweise für seine Beteiligung an der Tat.

Petra Schlagenhauf, die Anwältin des Entführten, sagt zu den Erkenntnissen hinsichtlich der Flugreisen eines vietnamesischen Ministers bzw. des in Rede stehenden slowakischen Regierungsflugzeugs: „...dass dieses an andere Staaten nur verliehen werden kann, wenn ein Minister transportiert wird. ... Und die Erklärung, warum Tô Lâm als Minister persönlich anreisen musste, ist diese, dass ohne das der Austransport meines Mandanten aus dem Schengen-Raum mittels des slowakischen Flugzeugs nicht gelungen wäre.“

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Frühere Spitzenpolitiker der Slowakei seien laut der Anwältin womöglich weniger ahnungslos als sie sich heute darstellten. Der spezielle Fall, der nunmehr über fünf Jahre zurückliegt, belastet nach wie vor die Beziehungen zwischen Deutschland und der Slowakei.

Quelle: Správy RTVS, Tibor Macák

Kay Zeisberg; Foto: TASR

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