Fall Kuciak: Jozef Kuciak erwägt Berufung einzulegen

Fall Kuciak: Jozef Kuciak erwägt Berufung einzulegen

Am Freitag (19.5.) hat ein Sonderstrafgericht Marian K. freigesprochen. Er wurde beschuldigt, den Mord an Journalist Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová in Auftrag gegeben zu haben. Die mutmaßliche Mittelsfrau Alena Zs. muss für 25 Jahre ins Gefängnis. Die Angehörigen der Ermordeten, die bereits vor dem Urteil den Gerichtssaal verlassen hatten, äußerten ihre Enttäuschung und ihr Unverständnis für den Freispruch.

Jozef Kuciak, der Vater des ermordeten Journalisten, kommentierte wie folgt: „Natürlich, wir werden am Obersten Gerichtshof Berufung einlegen und es ist für uns sehr schwierig, weil es sich wahrscheinlich wieder um einen neuen Senat handeln wird. Wir wissen nicht, ob und wie wir uns mit den Anwälten einigen können, ob wir auf die Berufung bestehen werden oder nicht, aber in diesem Fall muss wieder viel gelesen werden, es sind Berge von Schriftstücken, und wir wissen nicht, wann das überhaupt beginnt und endet.“

Kuciak sagte auch, dass er das Urteil nicht verstehen könne. „Das kann so nicht sein“, sagte er. Die Mutter von Martina Kušnírová brachte ihre Empörung über die slowakische Justiz mit Schimpfwörtern zum Ausdruck.

Die Reaktionen der slowakischen Spitzenpolitiker fielen unterschiedlich aus. Ministerpräsident Ľudovít Ódor teilte mit, er respektiere das Urteil voll und ganz, auch wenn er dabei gemischte Gefühle habe. Er sagte, dass der Mord an Ján Kuciak und Martina Kušnírová bis heute ein offenes Trauma in der Slowakei hinterlassen habe, und dass der Weg zur Gerechtigkeit noch nicht zu Ende gegangen sei.

Der Vorsitzende der Partei OĽaNO und ehemalige Ministerpräsident Igor Matovič merkte an, dass Gottes Mühlen langsam mahlten, und dass Marian K. seiner gerechten Strafe letztendlich nicht entgehen werden könne. Die ehemalige Justizministerin und Parlamentsabgeordnete Mária Kolíková (SaS) äußerte Unverständnis für das Urteil. Sie glaube, dass mehr dafür getan werden müsse, um das Vertrauen in die Justiz zu stärken. In einer Pressemitteilung teilte die außerparlamentarische Partei Hlas-SD mit, dass man das Urteil respektiere, und verwies darauf, dass es für die Regierung Pellegrini (2018-20) eine Priorität gewesen sei, die Ermittlungen zu dem Mord an Ján Kuciak und seiner Verlobten voranzutreiben. Der Vorsitzende der außerparlamentarischen Partei Progressive Slowakei Michal Šimečka zeigte sich enttäuscht über das Urteil und äußerte ebenfalls Unverständnis. Er sagte, dass man als Politiker und Bürger die Entscheidungen der Gerichte respektieren müsse, aber dass er auch befürchte, dass das Urteil ein schreckliches Trauma hinterlassen würde, sowohl bei den Hinterbliebenen als auch in der gesamten Slowakei. Auch für den Abgeordneten Juraj Šeliga von den Demokraten macht das Urteil keinen Sinn. Er sagte, er könne das Urteil nicht nachvollziehen, und dass es ihm die Sprache verschlagen habe.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen nannte den Freispruch mangels eindeutiger Beweise von Marian K. ein „Debakel“. Sie teilte mit, dass das Urteil einen bitteren Nachgeschmack hinterlasse, und brachte ihre Solidarität mit den Angehörigen des Journalisten und seiner Verlobten zum Ausdruck. Reporter ohne Grenzen verwies darauf, dass die Slowakei auf Platz 17 von 180 in der von ihr veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit rangiert.

Quelle: TASR

Jakob Horsch, Foto: TASR

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