EU will gegen Plastik einschreiten – auch in der Slowakei

EU will gegen Plastik einschreiten – auch in der Slowakei

Die Slowakei zählt zu den EU-Ländern mit der niedrigsten Recyclingquote. Nach wie vor landen ca. 80 Prozent der Plastikabfälle auf Deponien. Die Europäische Union fordert von ihren Mitgliedsstaaten eine spürbare Verbesserung, und das nicht erst seit der neuesten Gesetzesinitiative zum Verbot von Einweggeschirr und anderen Kunststoffartikeln. Das slowakische Umweltministerium arbeitet daher aktuell an mehreren Projekten, die diese für das Land nachgerade beschämende Situation verändern könnten. Ein möglicher Ausweg, der zwar seit Jahrzehnten diskutiert wird, aber bisher keine Unterstützung seitens der regierenden Parteien gefunden hat, ist das Pfandsystem. Martin Haluš, Direktor des Instituts für Umweltpolitik, macht deutlich, worin die Vor- und die Nachteile eines solchen Umgangs mit Plastikverpackungen liegen:

„Das Pfandsystem macht es möglich, großartige Ergebnisse zu erzielen, denn es werden 90 bis 95% der Kunststoffabfälle wiederverwertet! Auf der anderen Seite muss aber auch gesagt werden, dass es teurer ist."

Das Institut ist für Analysen im Rahmen des slowakischen Umweltministeriums zuständig und momentan damit beschäftigt, zu berechnen, wie ein adäquates Pfand- und Sammelsystem in der Slowakei funktionieren könnte und was es kosten würde. Dabei ist die Zeit knapp bemessen, da die Europäische Union bis 2025 mit einer Recycelquote von 90% aller Einweg-Plastikverpackungen rechnet. Bisher hat der slowakische Handel stets diese Müllvermeidungsmaßnahmen abgewehrt, und auch jetzt noch wird seitens der Slowakischen Allianz für modernen Handel behauptet, dass zuerst ein komplexes System aufgebaut werden müsse, an dem sich nicht nur die Händler, sondern auch die Erzeuger und der Staat beteiligen müssten.

Es existieren jedoch weitere Alternativen. Ein möglicher Weg wäre, auf die herkömmlichen Plastikverpackungen weitestgehend zu verzichten und sie durch neuartige, biologisch abbaubare Kunststoffsorten zu ersetzen. Ein bereits 1995 am Institut für Polymere der Slowakischen Akademie der Wissenschaften gestartetes Projekt konnte erfolgreich mit einer Patentvergabe abgeschlossen werden. Die neue Plastiksorte PHB / PLA wird im Kompost innerhalb von drei Monaten durch Bakterien vollständig abgebaut. Derzeit laufen bereits die Vorbereitungen für eine industrielle Herstellung. Auch die Slowakische Technische Universität forscht an biologisch abbaubaren Kunststoffen. Dazu Pavel Alexy, Abteilungsleiter für Kunststoffe und Kautschuk an der Slowakischen Technischen Universität:

„Wir haben vor Kurzem eine Patentanmeldung für die zweite Generation unseres Non-Oil-Kunststoffs eingereicht. Diese Sorte lässt sich auch im klassischen Gartenkompost abbauen. Wir arbeiten daran, dass sie sich bald auch im Wasser - ob süß oder salzig - vollständig biologisch zersetzt."

Das größte Hindernis bleibt allerdings auch hier der relativ hohe Preis. Selbst die preisgünstigsten biologisch abbaubaren Kunststoffe sind doppelt so teuer wie herkömmliche Plastikerzeugnisse.

Quelle: RTVS



Kay Zeisberg, Foto: TASR

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