Am vergangenen Freitag (21.02.2020) hatte am Staatstheater Košice die Oper „Fidelio" in deutscher Sprache als ein wichtiger Beitrag der Slowakei zum Beethoven-Jahr 2020 eine vielbeachtete Premiere. Die österreichische Botschafterin in der Slowakei bezeichnete Beethoven als einen Weltbürger, der in Bonn geboren und in Wien berühmt geworden sei, und hob die engen Beziehungen zwischen ihrem Land und der Slowakei hervor. Margit Bruck-Friedrich nach der Premiere: „Ich habe einmal gesagt, dass Österreich und die Slowakei historisch Verwandte sind, geografisch Nachbarn und in der EU Partner. Wir sind sehr verbunden, noch immer, oder vielleicht kann man auch sagen, schon wieder. Und es sicherlich eine besondere Botschaft, gerade in einem Nachbarland tätig zu sein."
Bruck-Friedrich
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Unmittelbar vor der Premiere fand auf der Hauptstraße nahe dem Theater und der Elisabeth-Kathedrale die öffentliche Gedenkversammlung aus Anlass des zweiten Jahrestages der Ermordung des Investigativjournalisten Ján Kuciak und dessen Verlobter Martina Kušnírová statt. Zeitgleich gingen in rund 50 weiteren Städten slowakeiweit und im Ausland die Menschen auf die Straßen und Plätze. Das Verbrechen hatte 2018 die slowakische Gesellschaft zutiefst getroffen und aufgerüttelt und zu Rücktritten unter anderem des damaligen Premierministers Fico, des Innenministers Kaliňák und des Polizeipräsidenten Gašpar geführt. Angesichts des laufenden gerichtlichen Mordprozesses und der in wenigen Tagen stattfindenden Parlamentswahlen verlangten die Demonstranten unter dem Motto „Für Ján und Martina - für ein anständiges Land" erneut einen funktionierenden Rechtsstaat und die konsequente Bekämpfung der Korruption.
Auch in der kurz darauf beginnenden Opernpremiere waren die Ermordeten in einer Projektion im Bühnenbild zu sehen. Die einzige Oper Ludwig van Beethovens, dessen 250. Geburtstages in diesem Jahr nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern weltweit gedacht wird, zählt zu den sogenannten Rettungs- und Befreiungsopern und erlebt besonders beachtete Aufführungen oftmals im zeitlichen Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umbrüchen. Denn „Fidelio" stehe weltweit für den Gedanken von Freiheit und Gerechtigkeit, sagte der deutsche Botschafter in der Slowakei, Joachim Bleicker: „Das sind die entscheidenden Worte und das ist das Entscheidende, was allen Menschen gemeinsam ist: Das Verlangen und auch der Anspruch, in Freiheit zu leben und Gerechtigkeit zu erleben. Und insofern ist es zeitlos und gilt überall - in der Slowakei genauso wie in Deutschland, genauso wie in der Türkei und in Russland, in China, in Nordkorea, in Brasilien und wo immer Sie noch vielleicht hinschauen wollen."
Bleicker
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Die Inszenierung erarbeitete in einem 6-wöchigen Arbeitsprozess mit dem slowakischen Ensemble der deutsche Regisseur Bruno Berger-Gorski, der polnische Wurzeln hat und in Wien lebt. Ein ausführliches Interview mit ihm sowie einen Bericht über die Opernpremiere und das Profil des Staatstheaters Košice bringt RSI in der Magazinsendung am Donnerstag.
Quelle: RTVS