Šefčovič: EU-Osterweiterung bedeutete das Ende der früheren Teilung Europas

Šefčovič: EU-Osterweiterung bedeutete das Ende der früheren Teilung Europas

Mit der Osterweiterung der Europäischen Union im Jahr 2004 wurde die Teilung Europas überwunden. Dies sagte der slowakische Diplomat und Vizepräsident der EU-Kommission Maroš Šefčovič in einem Interview gegenüber der slowakischen Presseagentur TASR. Darin erläuterte er auch, dass es sich um den erfolgreichen Abschluss mehrjähriger Bemühungen handelte. Als Generaldirektor der Abteilung für europäische Angelegenheiten des slowakischen Außenministeriums war Šefčovič mit der slowakischen Delegation in Dublin, als die neuen Mitglieder in einem feierlichen Akt in die Union aufgenommen wurden. Er beschrieb seine Erinnerungen an diesen Moment mit den Worten: „In jenem Moment, als die slowakische Flagge auf der Burg in Dublin als Zeichen der Vollmitgliedschaft gehisst wurde, war das für uns alle sehr emotional, denn wir alle erinnern uns an die Geschichte des geteilten Europas. Und die Tatsache, dass wir in die große europäische Familie zurückfinden, ich denke, dass alle, die in diesem Moment dort waren, außergewöhnlich gerührt waren, und wir uns auf die neue Etappe freuten.“

Šefčovič fügte hinzu, dass mit dem Beitritt der zehn neuen Mitglieder Europa endlich mit beiden Lungen atmen konnte. Nur wenige Wochen nach der Aufnahme der Slowakei in die EU wurde er zum Botschafter seines Landes in Brüssel ernannt. Von dort führte ihn seine Karriere in die Europäische Kommission, wo er seit 2009 die Slowakei vertritt.

Während der 20 Jahre, die er in Brüssel zugebracht hat, erlebte Šefčovič viele wichtige Meilensteine. Dazu sagte er: „Die wichtigsten Momente waren sicherlich nicht nur die siebenjährigen Haushalte, durch welche Milliarden Euro in die Slowakei geflossen sind, sondern hauptsächlich jene Momente, die mit dem Lebensalltag der Menschen in der Slowakei verbunden sind. Zum Beispiel, als die Kontrollen an der Grenze zu Österreich abgeschafft wurden, oder als zum ersten Mal in der ganzen Slowakei Eurobanknoten aus den Geldautomaten ausgegeben wurden. Das bedeutet, dass wir als einziges Land der vier Visegrad-Staaten mit dem Euro zahlen, der gleichen Währung wie die Deutschen und die Franzosen, was noch ein paar Jahre zuvor wirklich unerreichbar schien.“

Ihm zufolge steigerte all dies die Wettbewerbsfähigkeit der Slowakei und den Lebensstandard ihrer Bürger.

Auf die Frage, ob er die Spaltung in „alte“ und „neue“ Mitgliedsstaaten immer noch wahrnehme, antwortete Šefčovič, dass es wahrscheinlich noch einige Zeit dauern werde, bis diese Wahrnehmung überwunden ist. Das liege auch daran, dass die Gründerstaaten gegenüber den neuen Mitgliedern einen Vorsprung von mehreren Jahrzehnten haben. Dies zeige sich beispielsweise bei der Vertretung von Slowaken in wichtigen Positionen der europäischen Institutionen.

Šefčovič gab zu bedenken, dass trotz des enormen Wirtschaftswachstums der neuen Mitglieder immer noch nicht der EU-Durchschnitt erreicht worden sei. Als Beispiele nannte er die unterschiedliche Qualität von Lebensmitteln und die Einkommensunterschiede der Landwirte. Es sei die gemeinsame Aufgabe aller EU-Institutionen und Mitgliedsstaaten, diese Situation zu verbessern. Unter anderem soll damit verhindert werden, dass junge Menschen ihre Heimat verlassen, und dass sie ausreichend Chancen auf gute Bildung und Arbeit haben.

Auch auf die zahlreichen Krisen, die die EU in den letzten 20 Jahren erlebt hat, ging Šefčovič ein. Dazu zählen die Finanzkrise von 2009, die Migrationskrise, die Corona-Pandemie sowie der Krieg in der Ukraine, der zu Gasknappheit und hohen Energiepreisen geführt habe. Er sei davon überzeugt, dass die Slowakei mit ihren fünf Millionen Einwohnern durch ihre Mitgliedschaft in der EU deutlich besser in der Lage sei, den turbulenten Beginn des 21. Jahrhunderts zu bewältigen. Er fügte hinzu, dass es für die Slowakei von Vorteil sei, Mitglied in einem größeren Staatenklub zu sein, denn die Größe dieses Klubs habe Einfluss auf die Geopolitik, die durch die Beziehungen zwischen großen Volkswirtschaften wie Europa, Amerika und China bestimmt werde.

Quelle: TASR

Jakob Horsch, Foto: TASR

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