Einwohner kämpfen gegen Erweiterung einer Mülldeponie

Einwohner kämpfen gegen Erweiterung einer Mülldeponie

Auf der Mülldeponie Kúdelník im ostslowakischen Spišská Nová Ves landet der Großteil des Hausmülls von einer Viertelmillion Einwohner aus vier Landkreisen. Die Abfallsammlung und -Entsorgung in den Gemeinden wird dort vom mehrheitlich österreichischen Unternehmen Brantner Nova bewerkstelligt. Da die Kapazität der Deponie bereits an ihre Grenzen stößt, habe das Unternehmen beim Umweltministerium um eine Erweiterung der Anlage angesucht, so der Bürgermeister von Spišská Nová Ves, Pavol Bečarik:

Das Umweltministerium hat der Erweiterung der Mülldeponie Kúdelník zugestimmt - allerdings nur der vierten Etappe. Das bedeutet, dass deren Kapazität nicht auf eine Million, sondern nur auf 600.000 Tonnen erweitert wird.

Die fünfte Etappe der Erweiterung wurde jedoch vom Umweltministerium abgelehnt. Dabei sollte ein Müllberg in einer Höhe von 18 Metern entstehen. Damit stieß das Entsorgungsunternehmen allerdings auf den Widerstand der Bewohner des Nachbardorfs Lieskovany, in dem Menschen in nur 500 Meter Luftlinie von der Deponie leben. Außerdem plant die Gemeinde den Bau einer Wohnsiedlung in unmittelbarer Nähe der Mülldeponie. Martin Pačnár von der Bürgerinitiative Lieskovany:

Momentan stellt sowohl die vierte als auch die fünfte Etappe einen Eingriff in den Flächenwidmungsplan der Gemeinde dar. Das bedeutet, dass in beiden Fällen gegen die Schutzzone von 500 Metern verstoßen wird. Und da wir hier leben, wollen wir die Lebensqualität auch für unsere Kinder und künftige Generationen sichern.

Da dieser Einspruch auch die bereits vom Ministerium bewilligte vierte Etappe der Erweiterung betrifft, haben die Aktivisten beim Ministerium eine Berufung eingereicht. Nun wartet man in Lieskovany auf die Entscheidung der Berufungskommission. Als Alternative zur Erweiterung der Mülldeponie diskutieren die Gemeindeverantwortlichen die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage für die Region zwischen Liptovský Mikuláš und Prešov.

In der Slowakei sind Deponien auch heute noch die gängigste Form der Abfallbeseitigung. Laut einer jüngsten Studie des Instituts für Umweltpolitik (IEP) gibt es im Land heute 111 legale sowie knapp 6.000 illegale Mülldeponien, wobei in den legalen pro Jahr 1,2 Millionen Tonnen Abfall landen. Dabei müssen die Deponien einen Mindestabstand von 500 Metern zu menschlichen Siedlungen und einen Kilometer zu Schulen einhalten. Dennoch verstoßen laut der Studie 38 Deponien gegen das erste Kriterium und 12 befinden sich in weniger als einem Kilometer Abstand von einem Schulgebäude. Laut den Forschern liege eine Deponie sogar nur 500 Meter neben einer medizinischen Einrichtung.

Quellen: RTVS, TASR

Jürgen Rendl, Foto: TASR

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