Hochgeschwindigkeitszüge in der Slowakei: Nur ein Hirngespinst?

Hochgeschwindigkeitszüge in der Slowakei: Nur ein Hirngespinst?

Ein Hochgeschwindigkeitszug, der Budapest, Bratislava, Prag und Warschau verbinden soll. So sieht eine Zukunftsvision aus, die die Regierungschefs der Länder der Visegrád-Gruppe (V4) Mitte dieses Jahres gezeichnet haben.

Die Eisenbahnrealität ist in der Slowakei freilich eine andere. Ein Modernisierungsrückstand, veraltete Infrastruktur, regelmäßige Verspätungen der Züge und ein Mangel an Fahrpersonal sind nur einige der Probleme, mit denen die staatliche Eisenbahngesellschaft Železničná spoločnosť Slovensko (ZSSK) zu kämpfen hat. Beim slowakischen Verkehrsministerium möchte man trotzdem an die Vision glauben. Verkehrsminister Andrej Doležal (nominiert von SME rodina): "Die V4-Länder wollen ihre Hauptstädte über eine Hochgeschwindigkeitsstrecke verbinden, die 250 km/h erreicht. Wir haben uns dieser Initiative angeschlossen und tun alles dafür, damit sie Bratislava nicht umgeht."

Das Verkehrsministerium bereitet dafür gerade eine Machbarkeitsstudie vor, die nicht nur die Frage der Trassierung sondern auch jene der Finanzierung durch EU-Mittel klären soll.

In vielen Ländern sind Hochgeschwindigkeitszüge mit Geschwindigkeiten von 300 km/h bereits heute Realität und schaffen es, mit dem Flugverkehr zu konkurrieren. In der Slowakei ist man davon jedoch noch weit entfernt, sagt der Verkehrsexperte Rastislav Cenký: "Wir sollten in erster Linie unserer Verpflichtung nachgehen, die Bahnstrecken auf die Geschwindigkeit von 160 km/h auszubauen. Denn dafür gibt es in der Slowakei sowohl die Finanzen als auch das Potenzial. Darüber zu sprechen, dass Züge mit einer Geschwindigkeit von 400 km/h durch die Slowakei verkehren könnten, wäre gegenwärtig eine Utopie."

Die slowakischen Eisenbahnen streben aktuell Geschwindigkeiten von 140 bis 160 km/h für die Hauptstrecken sowie 100 bis 120 km/h für alle weiteren Strecken an. Hochgeschwindigkeitsstrecken seien nur dann rentabel, wenn sie Städte mit über einer Million Einwohner verbinden, so die ZSSK. Auch davon sind Bratislava und Košice aus heutiger Sicht noch weit entfernt. Außerdem verkehren hierzulande auch Güterzüge auf den gleichen Strecken wie die Personenzüge, was in Ländern mit Hochgeschwindigkeitszügen nur in Ausnahmen der Fall sei. An erster Stelle stehe jedoch die Frage nach der Rentabilität, so Rastislav Cenký: "Würde man für die Strecke Bratislava – Košice eine Geschwindigkeit von 400 km/h erwägen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es dafür effektives wirtschaftliches Potenzial geben könnte."

Quelle: RTVS

Jürgen Rendl, Foto: AP/TASR

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