Hohe Strompreise treiben Obstzüchter zur Verzweiflung

Hohe Strompreise treiben Obstzüchter zur Verzweiflung

Dieses Jahr verspricht eine Rekordernte an Äpfeln. Richtig freuen können sich die slowakischen Obstbauern darüber allerdings nicht. Der teure Strompreis erlaubt es ihnen nämlich nicht, die Kühlboxen einzuschalten, in denen sie normalerweise monatelang ihre Äpfel lagern. Deshalb könnte gar die Hälfte der diesjährigen Ernte an den Bäumen verbleiben und dort verrotten.

Die Züchter sprechen von einer der besten Ernten der letzten Jahre, da der Frost im Frühjahr die meisten Apfelplantagen umgangen hat. Bevor die Früchte jedoch sortiert, verpackt und in die Läden geschickt werden, müssen sie kühl gelagert werden. Und genau hier liege das Problem, sagt der Vizepräsident des Verbandes der Slowakischen Obstbauern, Emil Schultz: „Alle unsere Lager in der Slowakei werden elektrisch gekühlt. Von 35 Euro pro Megawattstunde ging es extrem hoch, derzeit sind es rund 500 Euro pro Megawattstunde. Es waren auch schon 1.000 Euro pro Megawattstunde. Der Energiepreis schwankt."

Die hohen Strompreise könnte man durch teurere Äpfel kompensieren. Dann müsste aber ein Kilo statt einem mindestens drei Euro kosten. Und einen solchen Preis könne man wiederum den VerbraucherInnen nicht zumuten. Deshalb planen die Obstbauern dieses Jahr keine Einlagerung ihrer Äpfel. Sie sammeln sie kontinuierlich von den Bäumen - immer nur so viel, wie sie sofort verkaufen können. So auch Milan Broškovič, ein Obstbauer aus Dvorov nad Žitavou: „Wir wissen nicht, was wir mit den Äpfeln machen sollen. Es ergibt für uns absolut keinen Sinn, Äpfel zur Langzeitlagerung ins Lager zu geben. Deshalb sieht es danach aus, dass einige Sorten auf den Bäumen verbleiben werden. Sie werden faulen und abfallen.“

Wie es in ein, zwei Monaten mit dem Obst aussieht, ist also fraglich. Deshalb verlassen sich die Züchter darauf, dass die Leute kommen, um sich die Äpfel selbst abzuholen. Emil Schultz: „Alle Obstbauern denken darüber nach, mit der Selbsternte von Äpfeln zu beginnen. Ich rufe hiermit die Menschen auf, zu kommen, ihre lokalen Züchter zu unterstützen und den Ruin slowakischer Obstgärten zu verhindern.“

Selbst geerntete Äpfel sind für die VerbraucherInnen günstig und bringen den Obstbauern sofort Geld. Dabei wäre es ideal, wenn jede Slowakin und jeder Slowake im Herbst mindestens 10 Kilogramm Äpfel konsumieren würde. Dann müssten die Züchter nichts einlagern und es gäbe kein Problem.

Das slowakische Landwirtschaftsministerium scheint aktuell kaum in der Lage, den Obstbauern so schnell wie möglich unter die Arme zu greifen. Schließlich warten auch sie noch auf die nationale Energiestrategie der Regierung - genau jene, auf die auch Haushalte und Unternehmen warten.

Quelle: RTVS

Jürgen Rendl, Foto: TASR

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