Erzbischof von Trnava bezweifelt die Unschuld der Opfer des Hassdoppelmordes

Erzbischof von Trnava bezweifelt die Unschuld der Opfer des Hassdoppelmordes

Der Hassdoppelmord von der Zámocká-Straße in Bratislava schlägt weiterhin Wellen, nicht nur unter den Einwohnern der slowakischen Hauptstadt. Ein 19-jähriger Täter erschoss dort am 12. Oktober vor einer LGBT+-Bar zwei Männer und verletze eine Kellnerin. Der Mordanschlag, der von den Behörden mittlerweile als Terroranschlag eingestuft wurde, eröffnete erneut die Debatte über eine Stärkung der Rechte für die LGBT+-Gemeinschaft.

Der Schutz der LGBT+ Community vor Hasskriminalität wurde auch zu einem politischen Thema und im Parlament diskutieren die Abgeordneten bereits über Ansätze, wie das Land hierbei einen Fortschritt erreichen könnte. Einen weiteren Schritt in Richtung Gleichberechtigung in Form gleichgeschlechtlicher Ehen oder eingetragener Partnerschaften scheint man allerdings nicht zu wagen. Inmitten dieser Debatte sorgte der Erzbischof von Trnava, Ján Orosch für Aufruhr, der in einem Rundschreiben an die Priester die Unschuld der Opfer des Anschlags infrage stellte. Dem von der Tageszeitung „Denník N“ veröffentlichten Auszug aus diesem internen Dokument ist zu entnehmen, dass Orosch außerdem darüber polemisiert, ob es in der LGBTI-Bar „Tepláreň“, vor welcher der besagte Anschlag stattgefunden hatte, jemals Drogenrazzien gegeben habe und wirft den Opfern einen möglichen Drogenkonsum vor. Das Vorgehen des Erzbischofs stößt auf breite Kritik, unter anderem auch seitens der Kirchenvertreter. Als absurd bezeichnete die Anschuldigungen auch Staatspräsidentin Zuzana Čaputová: „Außerdem halte ich es für nicht emphatisch gegenüber den Familien der Opfer des Terroranschlags.“

Die Bischofskonferenz der Slowakei teilte in einer Reaktion auf Oroschs Rundschreiben mit, dass jeder Bischof in seiner Diözese selbst für seine Äußerungen verantwortlich sei. Und tatsächlich setzen sich einzelne Vertreter der katholischen Kirche mit dem Hassdoppelmord ganz unterschiedlich auseinander. Während das Rundschreiben unter den Priestern zirkulierte, machte der Erzbischof in Bratislava, Stanislav Zvolenský, einen Versuch, die Gesellschaft zu versöhnen, und hielt im Martinsdom eine Messe für Frieden und Verständigung zwischen den Menschen ab. Dabei vermied er allerdings, die sexuelle Orientierung der Opfer des Anschlags zu benennen. Auf die Äußerungen des Trnavaer Erzbischofs machte mittlerweile auch die Polizei aufmerksam, mit dem Vorwurf, das Rundschreiben trage zur Spaltung der Gesellschaft bei und beinhalte manipulative und auf Lügen basierende Fragen.

Quelle: RTVS

Juraj Pavlovič, Foto: TASR

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