RTVS hat die Kandidatenlisten für die im September bevorstehende Wahl in den Nationalrat der Slowakischen Republik untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass lediglich ein Viertel der insgesamt 2.722 gelisteten Personen Frauen sind. Dabei ist dieser Anteil im Vergleich zur Parlamentswahl 2020 sogar etwas gestiegen. Laut der Soziologin vom Mitteleuropäischen Arbeitsforschungsinstitut CELSI Barbora Holubová habe es im slowakischen Parlament noch nie mehr als 25 % Frauen gegeben, sodass die weibliche Vertretung in der Politik stets sehr niedrig war. Politik sei hierzulande eine Männerdomäne, so Holubová. Vergleichsweise besser, aber auch nur etwas, sieht es zum Beispiel in Deutschland aus, wo der Frauenanteil im derzeitigen Bundestag bei 34,8 Prozent liegt. Im österreichischen Nationalrat sind es 39,9 % und in der schweizerischen Bundesversammlung immerhin 42 Prozent.
Der Politologe Radoslav Štefančík von der Wirtschaftsuniversität Bratislava ergänzt: „Die politischen Parteien in der Slowakei kreisen ziemlich intensiv um die Person der jeweiligen Gründerväter. Sie haben kaum Ambitionen, eine breitere Mitgliederbasis aufzubauen. Würden die politischen Parteien jedoch nach diesem Prinzip funktionieren, kann ich mir durchaus vorstellen, dass sie über ein ausreichend großes Reservoir verfügen könnten, um Frauen nicht auf den Listenplatz 33 oder niedriger zu setzen.“
Allerdings gibt es auch markante Unterschiede zwischen den einzelnen Parteien. Einige Parteien hätten zudem den eklatanten Frauenmangel mit höheren Rangplätzen auf den Listen kompensiert, wie zum Beispiel die Partei Hlas-SD, so deren Vizevorsitzende Zuzana Dolinková: „Unter den Top 5 haben wir zwei Frauen, zwei Vizevorsitzende. Wir haben halt so viele Frauen, wie es uns bzw. unserem Vorsitzenden Peter Pellegrini gelungen ist, sie von einer Kandidatur zu überzeugen.“
Die meisten Frauen, beinahe 50 %, kandidieren für die vom Altersdurchschnitt her jüngste Partei Progresívne Slovensko – Progressive Slowakei. Deren Vizevorsitzende Lucia Plaváková sagt dazu: „Ganz bestimmt sollte es viel mehr sein, denn in der Gesellschaft machen sie ja mehr als 50 % aus. Das sollte auch das Parlament abbilden. Wir sind von der Wichtigkeit des Frauenanteils überzeugt und haben deshalb unsere Kandidatenliste entsprechend zusammengestellt.“
In einigen Ländern, zum Beispiel in Skandinavien, wurden auch Frauenquoten eingeführt, die die Parität der Vertretung der Geschlechter verbessern können, zumal durch die weibliche Kompetenz auch neue Impulse zu verbesserter Parlamentsarbeit führen. Hierzulande scheint diese Vorgehensweise kein Thema zu sein, Quoten werden zumeist abgelehnt, so auch von der Vizevorsitzenden der wirtschaftsliberalen Partei SaS Jana Bittó Cigániková. Sie meint, Quoten würden eher eine Beleidigung darstellen.
Quelle: Správy RTVS