Wir mögen die Aussagen eines Politikers, aber wenn wir das Programm der Partei kennen würden, die er vertritt, würden wir feststellen, dass es nicht zu uns passt. Oder umgekehrt. Experten der Matej-Bel-Universität im mittelslowakischen Banská Bystrica haben eine App Namens „Wahlkompass 2023“ entwickelt. Sie zeigt den Nutzern, welche Parteien ihren Präferenzen am nächsten kommen. Helfen kann das System vor allem unentschlossenen Wählern. Laut Kamila Borseková von der Matej-Bel-Universität kann einer der Gründe der Unentschlossenheit eine etwas untypische Situation bei den politischen Parteien in der Slowakei sein: „Unser politisches System ist nicht so standardisiert wie in den westlichen Ländern, in denen es eine geringere Anzahl von Parteien gibt, die seit vielen Jahren tätig sind.“
Auch Politologen sind der Ansicht, dass dies Verwirrung bei den Wählern hervorrufen kann. Die Unentschlossenheit wird dadurch verschärft, dass die politischen Parteien ihre Prioritäten oft nicht klar definieren, meint der Pädagoge der Matej-Bel-Universität Róbert Vencel: „Die Menschen in der Slowakei lesen meistens keine Wahlprogramme, aber das ist nicht nur ein Problem der Wähler, sondern auch der politischen Parteien, deren Programme entweder nicht existieren, in letzter Minute veröffentlicht werden oder nur wenig konkret sind.“
Die meisten Experten sind sich einig, dass bei Wahlentscheidungen am Ende die Emotionen siegen. „Darauf setzen auch die politischen Parteien und versuchen jede Woche, ein starkes Thema vorzubringen, das die Emotionen berührt“, sagt Róbert Vencel. Daher kann die neue App zu einer besseren Orientierung der Wähler beitragen. Sie basiert nicht nur auf Wahlprogrammen, sondern auch auf den Antworten politischer Parteien auf grundlegende Wertefragen. Wieder Kamila Borseková: „Sie kann auch zeigen, ob die Aussagen der politischen Parteien mit dem übereinstimmen, was diese politischen Parteien versprechen.“
Der Wahlkompass ist auf der Website der Universität verfügbar. „Es gibt hier Wirtschafts-, Werte-, Kultur- und Sozialthemen – also ein wirklich breites Spektrum“, ergänzt der Programmkoordinator Vladimír Müller. Ein ähnlicher Wahlkompass hat den Wählern bereits bei den Wahlen ins Europäische Parlament und bei den Parlamentswahlen in Ländern wie Italien, Deutschland oder Estland bei ihrer Entscheidungsfindung geholfen.
Quelle: TASR
