Auf dem Gelände der ehemaligen Textilfabrik Merina im westslowakischen Trenčín wurde Ende August die historische Turbinenhalle abgerissen. Diese war das einzige Gebäude des Industrieensembles, das den Status eines nationalen Kulturdenkmals trug.
Grünes Licht für den Abriss gab die Stadt Trenčín. Sie habe den Eigentümer aufgrund einer unmittelbaren Gefährdung durch den baufälligen Zustand des Objekts angewiesen, dieses zu entfernen.
„Wenn ein Obdachloser in dieses Gebäude eingedrungen oder ein Kind dort hineingeklettert wäre und sich anschließend ein Unglück ereignet hätte, würden wir hier auf einer Pressekonferenz darüber reden, ob wir etwas hätten tun können, um zu verhindern, dass jemand sein Leben in einem Gebäude verliert, das kurz vor dem Einsturz war.“ So der Bürgermeister von Trenčín, Richard Rybníček. Das slowakische Kulturministerium verurteilte das Vorgehen der Stadt. Diese beruft sich zur Verteidigung auch auf Gutachten. In den vergangenen 12 Monaten hätten sich sieben Statiker mit dem Zustand des Gebäudes beschäftigt. Alle seien sich über dessen heruntergekommenen Zustand einig gewesen, und nur einer von ihnen habe erklärt, dass das Gebäude saniert werden könne. Anders sieht man die Angelegenheit im Kulturministerium: „Die Turbinenhalle steht seit mehr als zwei Jahren unter Denkmalschutz und nach dem Gesetz zum Schutz des Denkmalfonds ist der Eigentümer eines Kulturdenkmals verpflichtet, dessen grundlegenden Schutz auf eigene Kosten zu bewerkstelligen.“
Die Textilfabrik Merina in Trenčín entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts und war bis 2009 in Betrieb. Denkmalschützer hatten das Industrieensemble bereits seit mehr als einem Jahrzehnt auf der Liste potenzieller Architekturdenkmäler. Inzwischen plante jedoch dessen Eigentümer, der Immobilienentwickler TM Real, die Errichtung eines neuen Einkaufszentrums anstelle der historischen Gebäude. Im Jahr 2021 wurde schließlich ein einziges Objekt auf dem Areal unter Denkmalschutz gestellt - die ikonenhafte Turbinenhalle des bekannten tschechoslowakischen Architekten František E. Bednárik aus dem Jahr 1931. Trotzdem wurde nun auch diese, wie auch die übrigen Fabriksgebäude, abgerissen.
In den Fall hat sich jetzt auch die regionale Stelle der Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Deren Sprecher, Marián Sipavý: „Die Bezirksstaatsanwaltschaft Trenčín hat aufgrund der veröffentlichten Erkenntnisse eine Akte von der Stadt Trenčín angefordert und wird auf dieser Grundlage über das weitere Vorgehen entscheiden.“
Quelle: RTVS, Denník N