Nach einer wachsenden Inflation und der Corona-Pandemie hat die Zahl der von Armut bedrohten Menschen in der Slowakei zugenommen. Im Vorjahr waren 888 000 Menschen davon betroffen, informiert das Statistische Amt. Im Vergleich zum Jahr davor bedeutet dies einen Anstieg um 47 000 Personen. Von Einkommensarmut sind fast 70 Prozent der Kinder betroffen, deren Eltern einen niedrigen Bildungsgrad aufweisen.
Nach Angaben der Europäischen Union ist jede Person, die weniger als 440 Euro im Monat verdient, von Einkommensarmut betroffen. Die Slowakei legt ihre Armutsgrenze auf das Existenzminimum fest, das bei 269 Euro liegt. Dies sei auch wegen der Inflation nicht ausreichend, denkt der Analyst Martin Halás: „Logischerweise sind die Lebensmittel um fast 30 Prozent gestiegen. Auch die Energiekosten sind bei uns in die Höhe geschnellt. Ebenso die Ausgaben für Gesundheit, Medikamente sowie auch für Daten und Handys. Viele Menschen sind von so genannter Datenarmut bedroht."
Im letzten Jahr haben fast 890 000 Einwohner der Slowakei Armut erfahren. Die geringste Zahl von Armen lebt in den westslowakischen Regionen Bratislava und Trnava. Am schlimmsten ist die Situation in der östlichen Region Prešov, wo ein Viertel der Bevölkerung in Armut lebt, erklärt die Sprecherin des slowakischen Statistischen Amtes Jana Morháčová.
Die Slowakei teilt Armut in drei Dimensionen ein. Die erste ist die Einkommensarmut. Diese bezieht sich auf den Geldbetrag, mit dem man jeden Monat auskommen muss. Die zweite Dimension berücksichtigt das, worauf man verzichten muss. Das Statistische Amt fragt zum Beispiel, ob man sich zweimal pro Woche eine Fleischmahlzeit leisten oder eine Woche Urlaub, aber vor allem die Grundausgaben bezahlen kann. Die dritte Dimension ist die so genannte niedrige Arbeitsintensität. Hierbei handelt es sich um Menschen, die im Laufe des Jahres nur sehr kurz gearbeitet haben, also die meiste Zeit nicht erwerbstätig waren.
Die Slowakei gehört nicht zu den ärmsten Ländern in Europa. Dennoch gibt es hierzulande knapp 360 000 Familien mit nur einem Elternteil. Eva Marková vom Bürgerverein Jeden rodič erklärt: „Von diesen 360 000 Familien sind bis zu 180 000 von Armut betroffen. Das sind rund 200 000 Kinder. Nach dem Verbraucherkorb verfügen diese Familien über etwa 5,5 Euro pro Tag."
Wie Soziologin Zuzana Kusá hinweist, steigt der Anteil der von Einkommensarmut betroffenen Personen beispielsweise in Haushalten mit Arbeitslosen oder mit einer größeren Anzahl von Kindern stark an.
Quelle: RTVS