In Bratislava sind Freiwillige unterwegs gewesen, um herauszufinden, wie viele Menschen auf der Straße, in Notunterkünften, Schlafsälen oder unter unzureichenden und unsicheren Bedingungen schlafen. Im Rahmen der zweiten stadtweiten Zählung von Obdachlosen waren mehr als 50 Freiwillige als Interviewer mit Fragebögen unterwegs. Ihre Aufgabe bestand darin, nicht nur herauszufinden, wie viele Obdachlose in Bratislava leben, sondern auch, welche Probleme und Geschichten sie haben. Leo Kováč, ein Klient des städtischen Obdachlosenheims erzählt: „Leider passierte es mir, alkoholabhängig zu werden, was mich dazu zwang, das Haus meiner Eltern zu verlassen. Im Moment bin ich bin schon lange abstinent. Wir leben hier in diesem Heim, wo es uns sehr gut gefällt.“
Leo ist einer der 24 Glücklichen, die einen Platz im ersten Obdachlosenheim der Stadt bekommen haben. Weitere etwa 200 Städte bieten ähnliche Einrichtungen an, die von Nichtregierungsorganisationen betrieben werden. Zusätzlich zu den Unterkünften gibt es in Bratislava auch eine niedrigschwellige De-Paul-Notunterkunft, in der rund 200 Menschen über Nacht untergebracht werden können. Die Leiterin der Abteilung für bezahlbaren Wohnraum und Hilfe für Obdachlose Zuzana Kubíková Michalidesová erläutert: „Teams von Sozialarbeitern gingen in abgelegene Quartiere und gleichzeitig wurden in Wohnheimen die Zählungen durchgeführt. Und es wird bis Ende Oktober in Tageszentren, aber auch in Wohnheimen weiter gezählt.“
Die Auswertung der gewonnenen Daten übernimmt wiederum das Institut für Familienforschung. Auch dessen Mitarbeiterin Darina Kválová setzte die im Jahr 2016 erworbenen Erkenntnisse in die Praxis um: „Die wichtigste Lösung zur Bekämpfung bzw. zur Beendigung der Obdachlosigkeit besteht darin, den Menschen bezahlbaren Mietwohnraum anzubieten, in diesem Fall Wohnraum mit sozialer Unterstützung.“
Bei der letzten Zählung vor sieben Jahren wurden in Bratislava 2.070 Obdachlose gezählt. Die Stadt setzt sich dafür ein, künftig alle drei Jahre die Obdachlosen zu zählen, um ihnen bestmöglich helfen zu können. Der Direktor für soziale Angelegenheiten der Stadt Sergej Kára sagt: „Außerdem ist es wichtig, über Obdachlosigkeit und Obdachlose zu sprechen – darüber, dass sie unter uns sind, wie viele es sind, in welchem Zustand sie sind und was sie am meisten brauchen.“
Die Auswertung der Fragebögen wird etwa bis Januar dauern, danach erfolgt die Vorbereitung der Datenanalyse und später die Veröffentlichung.
Quelle: Správy RTVS