Lebende Karpfen werden in der Slowakei nicht mehr aus Wasserbecken vor Supermärkten verkauft. Auch wenn es sich um eine Art von Tradition handelt, die insbesondere in der ehemaligen Tschechoslowakei und deren heutigen Nachfolgestaaten zu beobachten war, geht es den Handelsketten um einen zeitgemäßen, humaneren Umgang mit den Tieren, der bei einem Abverkauf in private Haushalte nicht sicherzustellen ist. Ebenso kam es durch auslaufendes und gefrierendes Wasser immer wieder zur Gefährdung von Fußgängern auf den Gehsteigen vor den Eingangsbereichen der Märkte.
Dem Landwirtschaftsminister, dem Fischerverband und dem Verband der Fischzüchter gefällt die neue Herangehensweise nicht. Mit einer Petition wollen sie erreichen, zum überkommenen Fischverkauf zurückzukehren. Das Ministerium sieht im Verkaufsverbot in Supermärkten einen Schritt hin zu einem geringeren Verzehr von gesundem Fleisch von Süßwasserfischen. Man präsentierte sogar eine Karte mit Orten, an denen man noch lebende Fische kaufen kann. Ressortchef Richard Takáč (Smer-SD) beharrt: „Wir beginnen gemeinsam mit dem Verkauf von slowakischem Fisch an etwa fünfzig Orten.“
Die heutige moderne Lebensmitteltechnik und Kühlkette bis hin in die Küchen der privaten Haushalte hinein macht einen Lebendfischverkauf wie in vergangenen Jahrhunderten obsolet. Dennoch stören sich manche Fischer daran, dass die Kundschaft nun auf frisch verkauften, aber aufgetauten Fisch angewiesen sei. Bohuš Cintula, Sekretär des Slowakischen Fischerverbandes meint: „Das nennt man Refreshing des Fisches. In einer halben Stunde wird er von minus 40 auf minus drei Grad Celsius gebracht. Im Kleingedruckten wird darauf hingewiesen, dass der Fisch aufgetaut wurde. Aber laut Gesetzgebung gilt er als Frischfisch.“
Es geht um 600 Tonnen Karpfen pro Jahr, 90 Prozent davon werden vor Weihnachten verkauft. Die Supermärkte haben laut Informationen der Organisation Humaner Fortschritt den Verkauf von Lebendfisch eingestellt. Dazu Kaufland-Pressesprecherin Lucia Vargová: „Für uns war es ein natürlicher Schritt, noch verantwortungsvoller zu handeln, da uns das Thema Tierwohl, egal ob Fisch oder Schwein, sehr am Herzen liegt.“
Immer mehr Kunden bevorzugen diese Art des Frischfischeinkaufs vom Züchter. Die Organisation Humaner Fortschritt hat ebenfalls eine Petition gestartet und ist davon überzeugt, dass frischer Fisch an der Ladentheke erhalten bleiben kann. Zu den Voraussetzungen für das schonende Töten von Karpfen sagt Vereinschef Martin Smrek: „Idealerweise sollte jeder Teich über Verarbeitungskapazitäten verfügen, die die Karpfen schmerzlos betäuben und töten und sie in den regulären Einzelhandelsvertrieb bringen können.“
Durchschnittlich wird in der Slowakei jährlich pro Kopf circa ein Kilogramm frischer Karpfen verzehrt.
Quelle: Správy RTVS