Jan Palach wollte mit seiner Tat die Nation aus ihrer Lethargie reißen

Jan Palach wollte mit seiner Tat die Nation aus ihrer Lethargie reißen

Die Tschechische Republik und die Slowakei gedenken heute (16.1.) des 55. Jahrestags der Selbstverbrennung des Philosophiestudenten Jan Palach von der Karls-Universität. Seine Tat am 16. Januar 1969 war eine Reaktion auf die Apathie, in die das Volk der damaligen Tschechoslowakei nach der Besetzung durch die Truppen des Warschauer Pakts 1968 verfallen war. Das Ereignis fand nicht nur in der damaligen Tschechoslowakei, sondern auch im Ausland großen Widerhall. Wie der Historiker Petr Blažek erklärte, war das Jahr 1968 ein großer Wendepunkt für Palach, den die Besetzung schockiert hatte. Er sei damals sofort nach Prag gegangen und hatte dabei die Waffe seines Vaters bei sich. Er überlegte, sich den Kämpfen beim Rundfunkgebäude anzuschließen. Am Ende setzte er die Waffe aber nicht ein. In den darauffolgenden Monaten überlegte Palach, wie er auf die sich zuspitzende Lage reagieren könnte. Eine der Überlegungen war eine Besetzung des Gebäudes des Tschechoslowakischen Rundfunks. Da er dafür aber keine Unterstützung fand, entschied er sich letztendlich für die Selbstverbrennung. Der Historiker Blažek sagt dazu: „Manchmal wird gesagt, dass er damit nichts verhindert hat, aber das denke ich nicht. Es ist fraglich, wie die Entwicklung ausgesehen hätte, wenn es nicht zu dieser Tat gekommen wäre, darüber können wir nur spekulieren. Sicher ist, dass der Widerhall außerordentlich war, sowohl zu Hause als auch im Ausland. Es haben sich verschiedene Persönlichkeiten dazu geäußert – einschließlich des Papstes, der indischen Ministerpräsidentin und verschiedener westeuropäischer Politiker.“

Nach Ansicht von Blažek war das ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit eines beträchtlichen Teils der Welt auf sich gezogen hatte und die Tschechoslowakei kehrte auf die Seiten der weltweiten Presse zurück.

An den jungen Studenten wird alljährlich am Tag seiner Selbstverbrennung in ganz Tschechien bei verschiedenen Veranstaltungen gedacht. So legen etwa Politiker und weitere Vertreter des öffentlichen Lebens Kränze nieder. Palachs Geschichte wird aber auch im Schulunterricht vermittelt.

Quelle: TASR

Kerstin Plaschke-Jakubik, Foto: TASR

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