Experten sind sich einig, dass der Slowakei in zwei Wochen ein enger und harter Kampf um den Einzug in den Präsidentenpalast bevorsteht. Ivan Korčok und Peter Pellegrini müssen sich nun an die Wähler jener Kandidaten wenden, die es nicht in die zweite Runde geschafft haben.
Laut dem Marketingstrategen Pavol Minár werde sich die Kampagne vor der zweiten Runde am 6. April verschärfen. Er geht davon aus, dass jetzt beide Kandidaten auf Konfrontationskurs gehen werden: „Ivan Korčok wird die Strategie nutzen, die Kompetenz und den Charakter von Peter Pellegrini infrage zu stellen.Pellegrini wird wahrscheinlich einen Werte- und Kulturkrieg eröffnen. Er sprach bereits davon, dass der liberale, rechte Progressivismus nicht gewinnen darf, damit nicht in Brüssel über uns entschieden wird.“
Auch die Soziologin und ehemalige Ministerpräsidentin Iveta Radičová prognostiziert ein hartes Rennen beider Kandidaten. Laut ihr werden bei der Mobilisierung der WählerInnen auch psychologische Faktoren ins Spiel kommen: „Die Mobilisierung auf beiden Seiten wird stark sein, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Bei Herrn Korčok gibt es die Ermutigung, dass ein Sieg möglich ist, und bei Herrn Pellegrini die Befürchtungen, dass eine Niederlage möglich ist.“
Politische Kommentatoren sehen den Schlüssel zum Wahlsieg darin, inwieweit es Ivan Korčok oder Peter Pellegrini gelingen wird, die Wähler der erfolglosen Kandidaten aus der ersten Runde zu mobilisieren. Laut dem Politologen Grigory Mesezhnikov könne Pellegrini dafür aus einem größeren Potenzial schöpfen. Dies betreffe in erster Linie jene Wähler (11,73%), die für den drittplatzierten Štefan Harabin gestimmt haben. Der Soziologe Miloslav Bahna hingegen glaubt, dass ein erheblicher Teil von Harabins Wählern in der zweiten Runde nicht zu den Urnen gehen werde. Laut ihm vertrete der rechtsnationale Harabin eine sehr marginale und radikale Meinung in der slowakischen Gesellschaft. Für dessen Wählerschaft stellten Korčok und Pellegrini sehr ähnliche Kandidaten dar, die schlicht keine Option seien.
Laut Bahna sei überdies ungewiss, inwieweit ein aus Korčoks Sicht gutes Ergebnis dessen Wähler dazu mobilisieren werde, in noch größerer Zahl an der zweiten Runde teilzunehmen. Auf der anderen Seite stehe hingegen die Frage, inwieweit dieser Wettkampf, der nun etwas anders ausfällt als erwartet, die Wähler von Peter Pellegrini mobilisieren wird: „Pellegrini wird sich auf dünnem Eis bewegen. Er darf die zentristischen Wähler, die Hlas-SD-Wähler sind, nicht abschrecken.Gleichzeitig möchte er einen Teil der radikalen Wähler für sich gewinnen. Denn falls er diese nicht anspricht, könnten sie zu Hause bleiben.“
Der Politologe Mesezhnikov erwartet, dass Korčok vor allem diejenigen überzeugen werde, die nicht an der ersten Runde teilgenommen haben. Außerdem buhle er um Stimmen aus der ungarischen Gemeinschaft in der Slowakei. Diese hätten bei allen bisherigen Wahlen überwiegend Kandidaten mit einem für Korčok charakteristischen liberal-konservativen Profil unterstützt.
Quelle: RTVS, TASR