Nach dem Sieg von Peter Pellegrini bei den slowakischen Präsidentschaftswahlen haben sich Experten mit ersten Einschätzungen gemeldet. Laut Politologen sei es Peter Pellegrini gelungen, die WählerInnen erfolgloser Kandidaten aus der ersten Runde für sich zu gewinnen. Auch Ivan Korčok habe erfolgreich mobilisiert, dabei jedoch seine Wählerbasis erschöpft.
Der zweite Wahlgang brachte den engsten Verlauf in der Geschichte direkter Präsidentschaftswahlen in der Slowakei. Der Unterschied zwischen den Kandidaten betrug lediglich sechs Prozentpunkte. Was letztlich überzeugte, sei die individuelle Rhetorik beziehungsweise Anziehungskraft der einzelnen Kandidaten gewesen, kommentierte Michal Mislovič, Analyst der Agentur MEDIAN SK, die Wahlergebnisse. Laut dem Politologen Jozef Lenč von der Universität in Trnava ähnle die Gesamtzahl der Stimmen für Peter Pellegrini jener, die die Regierungskoalition bei den Parlamentswahlen im Herbst gewonnen hat.
Auch im Hinblick auf die Beteiligung und den Gewinn der Kandidaten im zweiten Wahlgang waren die Präsidentschaftswahlen außergewöhnlich. Während Zuzana Čaputová 2019 etwas mehr als eine Million Stimmen benötigte, um zu gewinnen, schaffte es Peter Pellegrini, 1.409.255 WählerInnen zu gewinnen. Hingegen umfasse laut Mislovič die liberale und konservative Wählerbasis, die Ivan Korčok hätte ansprechen können, zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Menschen. Auch der Politologe Miroslav Řádek von der Universität Trenčín sieht den Schlüssel zu Pellegrinis Erfolg in der Mobilisierung seiner WählerInnen: „Die Tatsache, dass Ivan Korčok bis zu 1.200.000 Stimmen erhielt, zeigte, dass seine Kapazität, zusätzliche Wähler beziehungsweise Nichtwähler aus dem ersten Wahlgang zu mobilisieren, deutlich geringer war als jene von Petr Pellegrini.“
Laut der Soziologin Silvia Porubänová nutzte Peter Pellegrini die Angst der Menschen vor dem Krieg im Nachbarland Ukraine in seinem Wahlkampf: „Mit einem solchen Narrativ zu spielen ist sehr tückisch. Das kann sehr kontraproduktiv sein, denn nach Juni 2024 wird sich die völlig legitime Frage stellen: Ja, aber was kann unser Präsident jetzt für den Frieden tun?“
Peter Pellegrini sagte noch in der Wahlnacht, dass er gerne der Präsident aller Bürger sein würde. Laut Porubänová müsse der neue Präsident nun aber auch zeigen, dass er es versteht, eine gespaltene Gesellschaft zu vereinen: „Wenn jemand als Präsident die Absicht erklärt, Präsident aller Bürger sein zu wollen, sollten wir nicht glauben, dass es sich dabei um eine Art komparativen Vorteil handelt. Ein solches Bestreben sollte einfach eine Selbstverständlichkeit sein.“
Quelle: RTVS