Die Ergebnisse der Europawahl zeigen nach Ansicht von Experten, dass Progresívne Slovensko (PS) und Smer-SD auf der politischen Bühne immer mehr an Stärke gewinnen. Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Miroslav Řádeka von der Universität Trenčín belegen die Wahlergebnisse, dass innenpolitische Themen und die soziale Atmosphäre für die Wähler auch bei Europawahlen wichtiger sind. Der Soziologe Jakub Hankovský sieht den Erfolg der beiden Parteien auch in der Bekanntheit ihrer Kandidaten und Kandidatinnen begründet:
"Sowohl PS als auch Smer - als Parteien, die bei diesen Wahlen große Erfolge erzielt haben - hatten wichtige politische Persönlichkeiten auf ihren Kandidatenlisten. Persönlichkeiten, die bei ihren Wählern einen hohen Bekanntheitsgrad, aber auch Vertrauen genießen."
Smer-SD versuchte zuletzt im Wahlkampf auch aus dem Attentat auf Premier Robert Fico Kapital zu schlagen. Einen größeren Wählerzuspruch habe dies der Regierungspartei allerdings nicht beschert, meint der Politiologe Radoslav Štefančík von der Wirtschaftsuniversität Bratislava:
„Es stellt sich heraus, dass das Attentat nicht der Faktor war, der genügend Wähler für Smer mobilisieren konnte, um die Wahlen zu gewinnen. Wenn wir aber das Ergebnis mit jenem vor fünf Jahren vergleichen und wenn wir bedenken, dass sich die Partei in der Zwischenzeit gespalten hat, müssen wir sagen, dass Smer ein relativ gutes Ergebnis erzielt hat.“
Die Partei Freiheit und Solidarität (SaS) hatte 2019 zwei Mandate gewonnen, konnte jedoch dieses Jahr kein einziges davon halten. Viele ihrer Wählerinnen und Wähler könnten sich diese Mal für PS entschieden haben, so Štefančík:
"So sehr sie auch liberalen Ideen anhängen, irgendwo auf der ideologischen Achse von links nach rechts, können wir PS irgendwo in der Mitte einordnen. Und PS hatte offensichtlich einen viel besseren Wahlkampf. Ich würde sagen, dass PS es geschafft hat, SaS ein wenig auszusaugen."
Von den Regierungsparteien hat einzig die Slowakische Nationalpartei (SNS) nicht den Einzug ins EU-Parlament geschafft. Geht es nach dem Soziologen Jakub Hankovský, habe sie viele ihrer Wählerinnen und Wähler an die zweite Kraft am rechten Rand des politischen Spektrums verloren:
„Die SNS hat eine ähnliche Wählerschaft wie die Bewegung Republika. Gleichzeitig scheint es, dass jene Kandidaturen keinen Erfolg hatten, die auf Politikern aufgebaut waren, die jetzt wichtige Positionen in der Regierung oder im slowakischen Parlament innehaben."
Quelle: RTVS