Regisseur Blaho Uhlár verstorben

Regisseur Blaho Uhlár verstorben

Im Alter von 72 Jahren ist am Sonntag (14.7.) der slowakische Regisseur, Dramaturg, Drehbuchautor und Pädagoge Blaho Uhlár gestorben. Er zählte zu den Gründern und wichtigsten Vertretern des Improvisations- und Autorentheaters in der Slowakei. Sein wohl bekanntestes Theaterprojekt haben er und der darstellende Künstler Miloš Karásek 1991 unter dem Namen Stoka (auf Deutsch Kloake) gegründet. Stoka wurde zum Kult und zu einer Drehscheibe für Kulturschaffende. Die Theaterwissenschaftlerin Nadežda Lindovská definiert seinen Beitrag für das slowakische Theaterwesen so: „Er hat im slowakischen Theater in der Tat eine Revolution ausgelöst. Dank Blaho Uhlár hat sich das slowakische Theater neue schöpferische Vorgehensweisen angeeignet – die Methode der kollektiven Improvisation. Da er sein Ziel sehr kompromisslos verfolgt und die freie Kunst bzw. die Freiheit in der Kunst verteidigt hat, geriet er ständig in Konflikte – mit den Bürokraten oder mit der politischen Elite.“

Das prägende Autorentheater Stoka wirkte von 1992 in der Innenstadt von Bratislava. Seit 1997 betrieb es auch eine Kneipe, die den Theaterbetrieb mitfinanzierte. Beide wurden zu einem Magneten für das städtische Kulturpublikum, aber auch zur Zielscheibe für Anfeindungen und Aggressionen. Mit der Inszenierung „Tváre“ (Gesichter) gewann Blaho Uhlár „Dosky“, den wichtigsten Theaterpreis des Landes für die beste Regie im Jahr 1998. Als die Stadt Bratislava das Gebäude verkauft hat, musste Stoka 2006 ausziehen. Heute steht in der Nähe ein Einkaufszentrum und direkt vor Ort ist ein Parkplatz. Bis 2014 war Stoka in der alten Zwirnfabrik „Cvernovka“ tätig, danach im Kulturzentrum YMCA. Einer der frühen Mitwirkenden, der Musiker, Komponist und Regisseur Ľubo Burgr erinnert sich: „Ja, Stoka war ein Schrei der Freiheit und eine Eruption all dessen, was Blaho bis dahin in sich trug.“

Das Theater Stoka hat in den letzten Jahren zunehmend mit finanziellen Problemen gekämpft. Blaho Uhlár selbst sah die Lage des unabhängigen Theaterwesens in der Slowakei so: „Die Unabhängigkeit wird in der Slowakei per Gesetz bestraft. Wobei dies nicht nur von oben, sondern auch von unten ausgeht.“

Schon 2006 hatte er das gleiche Problem für die Wochenzeitschrift Týždeň so formuliert: „Wir wollten zeigen, dass freies Theater in der Slowakei nicht existiert. Nach fünfzehn Jahren ist das klar. Der slowakische Staat verträgt den freien künstlerischen Geist nicht.“

Im Januar 2024 signierte er als ein Vertreter der Autorenschaft den öffentlichen Aufruf zum Rücktritt der Kulturministerin von der Slowakischen Nationalpartei. Im Juni dieses Jahres erschien ein Buch mit dem Titel "BU - Studien über Blaho Uhlár". Am 17. Juli 2024 verabschiedet sich die Nachwelt von Blaho Uhlár im Bratislavaer Krematorium.

Quelle: Správy STVR, Týždeň

Juraj Gigac, Foto: TASR

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