Lohngefälle dauert an

Lohngefälle dauert an

In der gleichen Zeit, in der ein Mann durchschnittlich einen Euro verdient, erhält eine Frau nur 80 Cent. Die Slowakei ist eines der Länder mit dem größten geschlechtsspezifischen Lohngefälle in der EU. Dies stellte auch die Slowakische Nationalbank (NBS) in einem Bericht fest. Während Männer in der IT-Branche oder in Führungspositionen arbeiten, sind Frauen häufiger im Bildungswesen, in der Verwaltung und im Handel tätig. Die Soziologin vom Soziologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Zuzana Kusá erklärt: „Frauen verzichten manchmal auf die Möglichkeit in der Führungshierarchie aufzusteigen, weil sie sich ihren Nächsten verpflichtet fühlen.“

Der Generalsekretär der Vereinigung der Gewerbeverbände Andrej Lasz sagt, dass die Grundgehälter für Männer und Frauen dabei vollkommen gleich seien. Man könne das bei Arbeitsantritt sehr schön sehen. Die Menschen treten zu den gleichen Bedingungen an, ganz egal, ob Mann oder Frau. Ein Unterschied bilde sich erst durch die unterschiedliche geleistete Arbeitszeit aus, zum Beispiel bei Überstunden- oder Nachtarbeit, die in der Slowakei sehr verbreitet ist. Das können sich Frauen oftmals nicht erlauben: „Das hängt teilweise mit den kulturellen Verpflichtungen der Frauen bei der Pflege von Angehörigen und Kindern oder auch älteren Haushaltsmitgliedern zusammen.“

Zudem sind Frauen auch bei Gesprächen mit den Arbeitgebern weniger aggressiv. Bei Lohnverhandlungen sind sie weniger selbstbewusst. Und auch der dreijährige Erziehungsurlaub in der Slowakei ist einer der Gründe für das große Lohngefälle. Nach diesem Erziehungsurlaub suchen Frauen meist einen Teilzeitjob, um sich der Familie widmen zu können. Bei gleichem Stundenlohn sinkt so trotzdem ihr monatliches Einkommen. Nach Ansicht der Experten seien die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen rückläufig, doch es werde noch lange dauern, bis sie ganz verschwinden. Helfen könnten ein kürzerer Erziehungsurlaub und eine bessere Absicherung der Arbeitnehmer durch Tarifverträge.

Quelle: STVR
Kerstin Jakubik; Foto: TASR

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