Saisonstart des Slowakischen Nationaltheaters gefährdet

Saisonstart des Slowakischen Nationaltheaters gefährdet

Ein offener Brief von Direktorinnen und Direktoren verschiedener Bereiche des Slowakischen Nationaltheaters ist am Donnerstag (22.8.) an das Kulturministerium und den Parlamentsausschuss für Kultur und Medien übermittelt worden. Darin wird auf die Untätigkeit und Orientierungslosigkeit des Kulturressorts und der zuständigen Ministerin verwiesen, was zu Unsicherheit und Chaos in dem Theater geführt habe. Das Nationaltheater ist eine international renommierte Mehrspartenbühne, die allein im vergangenen Jahr 664 Vorstellungen gespielt hat, die von weit über einer viertel Million Besucherinnen und Besuchern gesehen wurden. Die Besucherauslastung erreichte mehr als 80 Prozent, was den höchsten Stand seit 15 Jahren darstellt.

Die von der Slowakischen Nationalpartei nominierte Kulturministerin Martina Šimkovičová hatte Anfang August den SND-Generaldirektor Matej Drlička entlassen. Dies und die nur einen Tag später vorgenommene Entlassung der Generaldirektorin der Slowakischen Nationalgalerie (SNG) Alexandra Kusá führte zu Massenprotesten in der slowakischen Hauptstadt, aber auch zu Protesterklärungen von Fachverbänden und Politikern aus dem Ausland. So äußerte sich u.a. der österreichische Kulturminister Werner Kogler besorgt über die Entwicklungen im Nachbarland. Weitere Führungskräfte des Theaters haben inzwischen von sich aus ihre Arbeit beendet. Zunächst trat in der vorigen Woche der ökonomische Direktor Matej Bošňák zurück und am vergangenen Mittwoch (21.8.) auch der Chef der Opernsparte Martin Leginus. Als Grund nannte er die inakzeptable und unhaltbare Situation, in die das SND durch die Leitung des Kulturressorts geführt worden sei, und dass die Institution bereits in der dritten Woche ohne einen regulären gesetzlichen Vertreter dastehe. Die PR-Managerin des SND Jana Alexová sagte gegenüber den Medien: „Der Betrieb des Nationaltheater ist im Grunde blockiert. Denn etwa wenn einige Orchestermusiker ausfallen, sind wir nicht in der Lage, betroffene Vorstellungen oder Konzerte zu spielen, weil wir ohne die Unterschrift des satzungsgemäßen Leiters keine Vertretungen verpflichten können.“

Zum 1. September löst das Ministerium zudem das Institut für Kulturpolitik auf, das für das Ressort Analysen vorgenommen hatte. Dies sei notwendig wegen der Konsolidierung der Staatsfinanzen, so das Kulturministerium. Es hat unterdessen in einer Stellungnahme angekündigt: „Der Betrieb des SND ist sichergestellt. In den nächsten Tagen kommt ein neuer satzungsgemäßer Leiter, der zusammen mit den Mitarbeitenden alles für die neue Saison vorbereitet.“

Der zurückgetretene Operndirektor Leginus erinnerte daran, dass die Opernsparte bei allen messbaren Indikatoren eine prozentuale Steigerung erzielt habe: „Für uns ist das Publikum der wichtigste Endpunkt unseres Interesses. Aber wir können nicht länger schweigend zusehen, dass das Ressort nicht berücksichtigt, dass wir anhand von Bewertungskriterien erfolgreich sind. Sie streiten das ab.“

Im offenen Brief des Nationaltheaters wird auch darauf hingewiesen, dass nunmehr der bevorstehende Beginn der Theatersaison gefährdet und die Institution derzeit nicht in der Lage sei, ihre gesetzlichen und rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen.

Quelle: Správy STVR, TASR, SND
Kay Zeisberg; Foto: TASR

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