Im September wurde Mitteleuropa von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Obwohl die Slowakei nicht zu den am stärksten betroffenen Ländern gehörte, blieb ihr das diesjährige Hochwasser nicht erspart. Das Ausmaß der Überschwemmungen war geringer als in den umliegenden Ländern, sodass die bestehenden Schutzsysteme die Entstehung von extrem hohen Schäden verhindern konnten.
Experten zufolge könne man jedoch nicht mehr davon ausgehen, dass bei künftigem extremem Starkregen die Schutzsysteme das gesamte Hochwasservolumen zurückhalten werden. Laut Andrej Škrinár von der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava sei dies physikalisch unmöglich. Der einzige hundertprozentige Schutz vor Hochwasser bestehe darin, die Sichtweise zu ändern. In der Slowakei sei es eine gängige Praxis, Häuser direkt an den Ufern von Bächen und Flüssen zu bauen, oft sogar ohne die erforderlichen wasserrechtlichen Genehmigungen. Solange sich die Denkweise der Menschen in dieser Hinsicht nicht ändert, würde das Risiko für Hochwasserschäden an diesen Gebäuden weiter steigen, erklärt Škrinár.
Die Klimaforscher warnen, dass extreme Wetterereignisse immer häufiger auftreten werden. Dies betrifft sowohl den Starkregen als auch länger andauernde regenfreie Perioden. Daher muss die Wasserwirtschaft an diese Erkenntnisse angepasst werden. Andrej Škrinár betont hierbei, dass einseitige Lösungen, wie etwa das schnelle Ableiten von Wasser aus gefährdeten Gebieten paradoxerweise das Risiko katastrophaler Überschwemmungen erhöhen. Den größten Effekt haben stattdessen solche Maßnahmen, die darauf abzielen, das Land so vorzubereiten, dass es möglichst viel Niederschlag aufnehmen kann. Ein langsames und schrittweises Freisetzen des Wassers in Trockenperioden verringere gleichzeitig das Risiko von Dürren. In städtischen Gebieten, in denen größere Hochwasserschäden drohen, können laut Škrinár entweder direkte Schutzmaßnahmen wie Flussbettanpassungen und Deichbau ergriffen, oder Rückhaltebecken errichtet werden. In der Natur spielen die Überschwemmungen jedoch eine wichtige Rolle, vor allem, was das ökologische Gleichgewicht vieler Fluss- und Auenlandschaften betrifft. Manche Ökosysteme sind auf sie vorbereitet und in vielen Fällen sogar davon abhängig. Daher ist es wichtig, Flüsse dort, wo keine großen Schäden drohen, in ihrem natürlichen Zustand zu belassen, damit sich das Hochwasser in die Überflutungsgebiete ausbreiten kann.
Quelle: STVR