Obwohl der slowakische Ministerpräsident Robert Fico (SMER-SD) im Rahmen der Wahlkampfrhetorik die Einstellung slowakischer militärischen Hilfe für die Ukraine forderte, setzt sich diese auf kommerzieller Ebene weiterhin fort. Die Tageszeitung SME fand aus öffentlich zugänglichen Quellen, wie etwa aus den Daten des Europäischen Statistikamtes und des Kiel Instituts für Weltwirtschaft heraus, dass die Slowakei seit dem Amtsantritt der Regierungskoalition Waffen, Munition und weiteres militärisches Material im Wert von mindestens 112 Millionen Euro in die Ukraine exportierte. Darüber hinaus gibt es in der Slowakei mehrere Spendenaktionen, mit denen Bürger aus eigener Initiative weitere militärische Ausrüstung in die Ukraine schicken.
Auf diese Weise ist vor kurzem etwa ein Minenräumungsgerät Božena 5 in der Ukraine eingetroffen. Das durch Spenden in Höhe von fast 660.000 Euro finanzierte Gerät werde bereits in der Region Charkiw eingesetzt, sagt Marián Kulich von der Bürgervereinigung „Mier Ukrajine“ – „Frieden für die Ukraine“: “Božena ist ein Gerät mit einer rotierenden Walze an der Vorderseite, die den Boden bearbeitet und Minen oder verstreute Munition im Gelände aufspürt. Diese werden durch die Berührung aktiviert und zur Explosion gebracht.”
Die Spendensammlung wurde von über 7.000 Personen und Institutionen unterstützt. Ihrem Initiator, dem Publizisten Jakub Goda zufolge verlief sie sehr schnell, sodass die Herstellung des Minenräumungsgeräts länger dauerte als die Spendenaktion selbst. Für Goda ist dies ein Zeichen der Frustration bei einem Großteil der Öffentlichkeit aufgrund des politischen Geschehens im In- und Ausland: “Eine mögliche Antwort darauf könnte ein größeres bürgerliches Engagement sein, sei es in kleinerem oder auch größerem Ausmaß, bei Spendensammlungen oder anderen Projekten. Das erscheint mir nützlich, und man hat das Gefühl, aktiv etwas beizutragen.”
Die Ukraine wehrt sich seit fast 1000 Tagen gegen die russische Invasion und ist dadurch zum am stärksten verminten Land der Welt geworden. Laut Natalia Nykyforak von der ukrainischen Botschaft in der Slowakei seien fast 25 Prozent der Gesamtfläche des Landes potenziell mit russischen Landminen vermint. Das neueste Minenräumungsgerät Božena wurde von Mitgliedern der Organisation Team4Ukraine in die Ukraine befördert. Diese besteht hauptsächlich aus Reservisten der Slowakischen Streitkräfte.
Quellen: STVR, Tageszeitung SME
