Im Herbst 2023 hat die slowakische Regierung ihre Programmerklärung verabschiedet. Für den Bereich Kultur heißt es darin: „Bei der Vorbereitung und Einführung von Systemänderungen und -maßnahmen werden wir den Dialog mit der Kulturöffentlichkeit, Vertretern der Selbstverwaltung und relevanten Subjekten der öffentlichen und privaten Hand fortführen.“ Ende April 2024 hat der Nationalrat ein Gesetz mit den Stimmen der Abgeordneten aller Regierungsparteien bewilligt, wodurch die Besetzung von leitenden Posten in Kultureinrichtungen verschiedener Träger nicht mehr transparent sein muss – trotz Protesten seitens des Verbandes der Museen und des Rates der Galerien.
Auch die Tätigkeit des Fonds zur Kunstförderung (FPU) und dessen Kommissionen ist durch die Nichtanwesenheit von Ministeriumsvertretern lahmgelegt worden, sodass keine Fördermittel fließen können. Kulturministerin Martina Šimkovičová, nominiert von der Slowakischen Nationalpartei (SNS) entfernte Fachleute aus leitenden Funktionen. Betroffen sind u.a. die Wissenschaftsbibliothek Prešov, das Haus der Kinder Bibiana, das Slowakische Nationalmuseum, das Slowakische Nationaltheater oder die Slowakische Nationalgalerie.
Am Donnerstag (21.11.) hat nun der vom Kulturministerium neu eingesetzte Generaldirektor der Nationalgalerie das Gebäude plötzlich schließen lassen. Eine Resolution von Angestellten gegen das Vorgehen des Kulturministeriums sollte dort verlesen werden, was dann vor der Galerie geschah. Mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden droht damit, zum Jahresende zu kündigen. Klára Hudáková, eine der InitiatorInnen der Resolution, ergänzt: „Seit vier Monaten arbeiten unsere Kolleginnen und Kollegen in einer Situation bzw. unter dem Druck der unklaren Kommunikation seitens der Leitung. Wir sind in einem Chaos, das diese Leute in knapp vier Monaten angerichtet haben.“
Es droht der Kollaps dieser führenden und auch international renommierten Kulturinstitution, sollten die Mitarbeitenden ihre angedrohte Massenkündigung wahrmachen. Der neue, in der Kulturbranche weitgehend unbekannte Direktor Miloš Timko meint hingegen: „Ich habe einen sogenannten Tag der offenen Tür eingeführt, Raum geschaffen, dass man mir jederzeit eine E-Mail schreiben kann. Die Angestellten können kommen und fragen.“
Weitere Kultureinrichtungen kämpfen mit ähnlichen Problemen. Nach einem Streit mit der Gemeinde Budmerice hat das Kulturministerium das von ihr betriebene Schloss im August (2024) für die Öffentlichkeit schließen lassen. Am Dienstag (19.11.) hat das Slowakische Technische Museum angekündigt, mehrere Außenstellen zu schließen. Einige betrifft das kurzzeitig, andere – wie etwa das Museum des Erfinders Petzval in der Tourismusregion Zips – dauerhaft und endgültig. Grund seien Konsolidierungsmaßnahmen seitens des Kulturministeriums.
Am Donnerstag (21.11.) kritisierte die internationale Organisation ICOMOS den Umgang des slowakischen Kulturministeriums mit dem Denkmalamt wie auch die Tatsache, dass die ohnehin unterdimensionierte Behörde Fachpersonal entlassen soll. Denn auch hier will Šimkovičová den Direktor ersetzen – bisher ohne Erfolg.
Quelle: TASR, STVR